Trumps Ex-Berater Kronzeuge in den Russland-Ermittlungen

Washington · Trumps Ex-Berater George Papadopoulos sagt zu Verbindungen des Wahlkampf-Teams ins Umfeld des Kremls aus.

Als George Papadopoulos beim Kandidaten Donald Trump anheuerte, war er ein unbeschriebenes Blatt. Bis dahin Forschungsassistent eines konservativen Think­tanks, beriet er im Wahlkampf des Jahres 2016 zunächst den gefeierten Chirurgen Ben Carson, einen der republikanischen Widersacher Trumps. Erst als Carson das Handtuch warf, wechselte er ins Team des Immobilienmoguls, das damals – vom konservativen Establishment geschnitten – händeringend nach Akademikern mit außenpolitischem Sachverstand suchten. Es dauerte nicht lange, bis der New Yorker Bauunternehmer den Senkrechtstarter aus Chicago über den grünen Klee lobte. „George Papadopoulos, Öl- und Energieberater, ein exzellenter Typ“, stellte er ihn der Redaktion der „Washington Post“ vor.

Im März 2016 war das, doch heute tut das Weiße Haus so, als wäre der Berater mit griechischen Wurzeln nur ein zufälliger Trittbrettfahrer gewesen, völlig bedeutungslos. Nur wenige hätten ihn gekannt, den „nachgeordneten Freiwilligen namens George“, höhnt der Präsident in einem Tweet. In Wahrheit könnte Papadopoulos der Stein sein, der alles ins Rollen bringt. Der Kronzeuge, der Robert Mueller, den Sonderermittler der Russlandaffäre, stichhaltige Belege finden lässt für die noch unbewiesene These, nach der es geheime Absprachen zwischen Trumps Kampagne und dem Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin gab.

Seit Montag weiß man, dass der 30-Jährige mit Muellers Detektiven kooperiert, auf Milde hoffend, nachdem er sich des Meineids schuldig bekannt hatte. Es ist die wahre Bombe, die in Washington platzte – in ihrer Wirkung womöglich verheerender als Muellers Anklageschriften gegen Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort. Der leistete Lobbyarbeit für Wiktor Janukowitsch, den pro-russischen Ex-Präsidenten der Ukraine, und kassierte dafür etliche Millionen, ohne sie zu versteuern. Doch während die Anschuldigungen gegen Manafort auf die Zeit vor dessen Gastspiel bei Trump zurückgehen, treffen Papadopoulos‘ Aussagen den Kern der Sache. Was er den Ermittlern bislang anvertraute, beweist zwar noch nichts. Aber zumindest zeigt es, wie erpicht Trumps Leute darauf waren, vom Kreml belastendes Material über die Rivalin Hillary Clinton zu bekommen.

Kaum ins Lager des Tycoons gewechselt, traf sich der ehrgeizige Wahlhelfer in Italien mit Professor Joseph Mifsud aus Malta, der sich bester Verbindungen nach Moskau rühmte. Die University of Stirling, eine schottische Hochschule, führt ihn im Verzeichnis ihrer Lehrkräfte. In London ist er ehrenamtlicher Direktor eines eher obskuren Instituts, der London Academy of Diplomacy.

Kurz nach dem Kennenlernen in Italien traf man sich ein zweites Mal, diesmal an der Themse – und im Beisein einer Russin, die Mifsud als Nichte Putins vorstellte. Das war zwar geflunkert, nur konnte der Amerikaner es damals nicht wissen. Im April vermittelte der Gelehrte Kontakte, die angeblich ins russische Außenministerium führten. Kanäle, über die Trumps junger Adlatus eine bahnbrechende Begegnung zu arrangieren versuchte – „zwischen uns und der russischen Führung“, wie er einem Vorgesetzten schrieb. Ende April 2016 ließ Mifsud ihn wissen, dass Russland „Schmutz“ zu Hillary Clinton liefern könne. Die Russen hätten Tausende E-Mails aus Clintons Fundus in ihrem Besitz.–

Das alles hat Papadopoulos den Ermittlern erzählt, seit er vor drei Monaten vom FBI verhaftet wurde. Im Januar, beim ersten Verhör, hatte er seine Kontakte noch heruntergespielt, Mifsud als einen Nobody charakterisiert und kurz darauf seinen Facebook-Account gelöscht, offenbar in dem Bemühen, Spuren zu verwischen. Zu Wahlkampfzeiten klang es noch anders. Wie wichtig oder unwichtig Papadopoulos auch immer gewesen sein mag, sein Licht stellte er nicht unter den Scheffel. „Bitte aus Russland, Herrn Trump zu treffen“, stand im Mai 2016 im Betreff einer Mail an einen „hochrangigen Kampagnenberater“, wie ihn Muellers Juristen bezeichnen. Für Trumps Strategen war indes bald klar, dass der Chef nicht nach Moskau fliegen würde. „Wir brauchen jemanden, der kommuniziert, dass DT (Donald Trump – Red.) solche Reisen nicht machen wird“, steht in einer sichergestellten E-Mail. „Es sollte jemand auf niedriger Ebene machen, damit wir nicht irgendwelche Signale aussenden.“

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