Kommentar Welten prallen aufeinander

Konjunktureinbrüche, Handelsprobleme, Finanzmarktkrisen – Davos war 50 Jahre lang ein wichtiges Forum für die Wirtschaftslenker dieser Welt. Wachstum über alles war das Ziel.

 Werner Kolhoff

Werner Kolhoff

Foto: SZ/Robby Lorenz

Beim Jubiläumstreffen dringt nun mehr denn je auch die Klimakrise in die Beratungssäle vor. Zwei Welten prallen deshalb aufeinander. Auf der einen Seite die des hemmungslosesten Wachstums-Apologeten unserer Zeit, Donald Trump. Seine gestrige Rede kann gegenüber dem Problem der Klimaveränderung nur als ignorant bezeichnet werden. Auf der anderen Seite der Alarmismus Greta Thunbergs, die zur globalen Ikone eines hilflosen Aufschreis junger Menschen geworden ist. Es gibt übrigens noch eine dritte Welt, die soziale Wirklichkeit. Der Kapitalismus, der so viel Wohlstand gebracht hat und immer noch bringt, gerät an vielen Fronten in eine Legitimationskrise. Nicht nur bei den jungen Menschen. Der Unmut wächst. Er äußert sich immer häufiger und an vielen Orten. Die Welt zu einem besseren Ort zu machen – das ist das zentrale Versprechen freien Wirtschaftens. Bisher wird dessen Erfüllung nur in Wachstumsraten gemessen, so wie bei Trump. Oder in der Höhe von Gewinnen. Es werden wohl noch zwei Dinge dazu kommen müssen, wenn die Zustimmung wieder steigen soll: Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit. Es ist gut, dass Forum-Chef Klaus Schwab die Debatten darüber zulässt. Aber Reden allein wird nicht reichen. Am Ende wird es auch um Verzicht und Verteilung gehen. Global und in jeder Nation.

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