Kommentar Zu viel Hoffnung
Es gab die warnenden Stimmen, die früh darauf hingewiesen haben, dass ein Impfstoff kein Zaubertrank sein würde. Aber sie hatten keine Chance. Die von Lockdowns und Beschränkungen genervte Bevölkerung wollte anderes hören – beispielsweise die frohe Kunde vom „Licht am Ende des Tunnels, das ein klein bisschen heller wird“, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier es beim Besuch eines Impfzentrums ausdrückte.
Das Staatsoberhaupt hat zwar recht, aber nicht kurzfristig. Die Impfung eines ganzen Volkes, nein: aller Europäer, besser noch: der ganzen Welt ist eine Aktion, für die es kein Vorbild gibt. Wer sich von den Millionen- und Milliarden-Bestellungen der Staaten und der EU nicht blenden ließ, sondern nachrechnete, musste ahnen, dass auf die große Hoffnung die baldige Ernüchterung folgen würde. Genau genommen war die für den 27. Dezember 2020 großspurig angekündigte Wende im Kampf gegen das Coronavirus eine Mogelpackung. Denn längst nicht jeder Impfberechtigte kam auch zum Zug. So hatten sich weder die Bundesbürger noch die Menschen in den übrigen Staaten das beginnende Ende der Pandemie gedacht. Am Ende wird Brüssel einmal mehr zum Prügelknaben gemacht.