Kommentar Ohne Rücksicht auf die Wahrheit

Nominierungsparteitage haben in den USA gewöhnlich einen Zweck: Die Anhänger im Volk aufzuputschen und zur Wahl zu animieren. Der Auftakt der Republikaner-Show zeigte, dass dabei Fakten weniger zählen als Selbstverehrung und das Sticheln gegen den politischen Gegner.

Kommentar: Ohne Rücksicht auf die Wahrheit
Foto: Robby Lorenz

Allein der Umstand, dass Donald Trump bei seiner Eröffnungsrede seine Fans aufforderte, „zwölf weitere Jahre“ für ihn zu fordern, belegt dies. Denn nicht wenige Demokraten fürchten, dass der Präsident bei einer Niederlage am 3. November nicht freiwillig das Weiße Haus räumen wird, sondern mit allen Mitteln versuchen dürfte, seinen Aufenthalt dort zu verlängern. Auch wenn die Trump-Aussage wohl als Scherz gemeint war, hat sie dennoch die Angst davor verstärkt, dass er sich autoritärer Mittel bedienen könnte, um gegen einen Sieg Joe Bidens vorzugehen.

Der von Pathos und Nationalismus geprägte erste Abend machte zudem deutlich, dass Trump kein noch so absurder Superlativ zu schade ist, um seine Politik schönzureden. Redner priesen ihn als „Bodyguard der westlichen Zivilisation“, als „Wegbereiter“ eines Friedens in Nahost oder „Lebensretter“ in der Coronavirus-Pandemie, obwohl die Versäumnisse gerade im Testbereich und ein Schönreden der Lage durch Trump bestens dokumentiert sind. Dass Trump die  Veranstaltung als eigene Helden-Verehrung ohne Rücksicht auf die Wahrheit inszeniert, dass er Demokraten als „Verrückte“ charakterisieren lässt und gleichzeitig versichert, er liebe doch alle Menschen im Land, darf niemanden überraschen. Es ist sein nonkonformer Stil, der ihn 2016 auch an die Macht beförderte. Trump wird diesen Stil niemals ändern. Bis zum möglicherweise bitteren Ende.

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