Kommentar Der Papst rudert zurück

Für den synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland ist das Papst-Schreiben ein schwerer Schlag. Die Reformer um den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatten sich mit ihren Vorschlägen weit aus dem Fenster gelehnt, weil sie sich der Rückendeckung aus Rom sicher wähnten.

 Julius Müller-Meiningen

Julius Müller-Meiningen

Foto: SZ/Lorenz, Robby

Nun haben sie nur noch die unerhebliche Unterstützung einer Handvoll Amazonas-Bischöfe, die im Oktober im Vatikan berieten. Zwar fordert Franziskus in seinem Schreiben etwa die Entwicklung einer neuen Laien-Kultur in der Kirche, aber das ist zu wenig für die Verfechter des synodalen Weges, die mit Öffnungen bei den Themen Zölibat, Sexualmoral und der Rolle der Frau das Vertrauen vieler Menschen wiedergewinnen wollen. Die Reformer können nun mit Recht behaupten, der Papst habe sie im entscheidenden Moment alleine gelassen. Und doch ist die Nicht-Entscheidung des Papstes aus innenkirchlicher Sicht das Richtige. Franziskus hat immer gesagt, es gehe darum, Prozesse einzuleiten und nicht Entscheidungen mit aller Gewalt durchzusetzen. Die katholische Kirche, die weit mehr als die Teilkirche in Deutschland umfasst, ist aus seiner Sicht immer noch nicht reif für bahnbrechende Veränderungen.

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