Regierung will am Mittwoch Pläne vorstellen Kein Ende der Proteste gegen Rentenreform in Frankreich

Paris · Wie lange noch? Das fragen sich in Frankreich viele, die morgens nicht mit der Metro zur Arbeit kommen. Doch Entspannung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil.

Im Streit um die Rentenreform in Frankreich ist auch nach knapp einer Woche voller Streiks und Proteste keine Lösung in Sicht. Am Dienstag gingen wieder Tausende im ganzen Land auf die Straße, um gegen die Pläne des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu demonstrieren. „Wir haben keinen Grund, ein System aufzugeben, das funktioniert“, verteidigte der Generalsekretär des Gewerkschaftsbunds Force ouvrière, Yves Veyrier, das bisherige Rentensystem. Die Regierung will ihre Pläne am Mittwoch vorstellen.

Die Gewerkschaften hatten für Dienstag erneut zu landesweiten Protesten aufgerufen. Im Pariser Süden versammelten sich Tausende Demonstranten, auch in anderen Städten protestierten Menschen gegen die Reformpläne. Die Streiks im Fernverkehr und bei den Pariser Verkehrsbetrieben RATP gingen am sechsten Tag in Folge weiter. Rund drei Viertel der Lokführer legten am Dienstag die Arbeit nieder, wie die französische Staatsbahn SNCF mitteilte. Auch Lehrer und andere Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes traten in den Ausstand.

Bereits am vergangenen Donnerstag hatte es einen Massenprotest gegen die geplante Reform gegeben. Sie ist ein großes Wahlversprechen von Macron. Die Regierung will die Privilegien für bestimmte Berufsgruppen auf längere Sicht beenden und ein einheitliches System schaffen, das für alle gilt. Denn momentan gibt es insgesamt 42 Renten-Einzelsysteme in Frankreich – davon bringen einige zahlreiche Privilegien mit sich.

Vor allem in Paris sorgen sich mittlerweile die Hoteliers und Restaurantbetreiber wegen der anhaltenden Proteste. „Seit letztem Donnerstag sind die Hotelbuchungen um 30 Prozent gesunken, in den Restaurants liegt der Rückgang bei 40 bis 50 Prozent“, klagt Franck Delvau vom Pariser Verband der Hotelindustrie. Vor allem die Touristen aus Europa und Frankreich würden stornieren, sagte er der Zeitung Le Parisien.

In der Tat ist die Hauptstadt besonders heftig von den Streiks im Nahverkehr betroffen. Kaum eine Metro und ein Vorstadtzug fahren. An den überfüllten Bahnsteigen spielen sich morgens regelmäßig Dramen ab. In den wenigen Zügen, die kommen, ist kein Platz mehr – die Menschen können weder ein- noch aussteigen. An zahlreichen Stationen hat die RATP zusätzliche Mitarbeiter abgestellt, die für Sicherheit sorgen sollen. An den großen Bahnhöfen herrscht hingegen fast gähnende Leere, wo sonst kein Durchkommen ist. Jeden Morgen staut sich der Verkehr im Großraum Paris auf Hunderten Kilometern.

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