Generalsekretär der EU-Kommison über Herausforderungen der Union „Wir leben auf dem besten Kontinent der Welt“

Brüssel · Er kennt sich bestens aus im „Maschinenraum“ der EU: Martin Selmayr. Der Generalsekretär der Europäischen Kommission über die Herausforderungen der Union.

 Martin Selmayr, Generalsekretär der EU-Kommission und rechte Hand von Jean-Claude Juncker.  Foto: Mayo/AP/dpa 

Martin Selmayr, Generalsekretär der EU-Kommission und rechte Hand von Jean-Claude Juncker. Foto: Mayo/AP/dpa 

Foto: dpa/Virginia Mayo

Viele meinen, die EU kriege nichts auf die Reihe. Beispiel Asylrecht.

SELMAYR Kommission, Parlament und Mitgliedstaaten haben in den vergangenen fünf Jahren 348 Entscheidungen gemeinsam getroffen. Man hat sich 348 Mal geeinigt. Das zeigt: Europa bekommt Einiges auf die Reihe. Es gab Krisen, von denen es hieß, die EU werde daran zerbrechen – tatsächlich aber haben wir sie überstanden und sind sogar gestärkt daraus hervorgegangen. Europa wächst jetzt seit sieben Jahren in Folge. Eurostat, die EU-Statistikagentur, hat gerade bestätigt, dass seit 2014  13,4 Millionen neue Jobs in Europa entstanden sind. Ich sage jetzt mal gegen die Skeptiker: Wir leben auf dem besten Kontinent der Welt.

Was kann oder muss die EU aus dem Brexit lernen?

SELMAYR Erstens: Wenn eine Regierung den Bürgern 24 Stunden am Tag erzählt, dass alles Schlechte aus Brüssel kommt, darf sie sich nicht wundern, wenn die Zustimmung zur EU, die sie bei einer bestimmten Gelegenheit braucht, nicht mehr da ist. Zweitens kann man lernen, dass die Union ein freiwilliger Zusammenschluss ist, aus dem man auch austreten kann. Wir sind eben keine Sowjetunion, kein Völkergefängnis. Wir Europäer sind zusammen, weil wir zusammen sein wollen. Das ist eine große Stärke der Gemeinschaft. Schließlich haben viele Bürger während der Brexit-Diskussion zum ersten Mal gespürt, dass Europa etwas ist, was man auch verlieren kann. Und dass man deshalb Tag für Tag kämpfen muss.

Wo sehen Sie die größte Herausforderung der kommenden fünf Jahre?

SELMAYR Die wichtigste Frage wird sein, ob Europa seinen Platz in der Welt festigen kann. Schaffen wir es, unsere Werte und unser Sozial- und Wirtschaftsmodell zu verteidigen? Oder werden wir zu einem unbedeutenden Player, den andere zu ihrem Spielball machen können? Europa wird sich nur behaupten können, wenn wir als Gemeinschaft zusammenhalten. Deshalb ist es so wichtig, an der Spitze der EU auch künftig einen Brückenbauer zu haben. Die großen Themen sind Klimawandel, Digitalisierung und Sicherheit.

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