US-Präsident gibt sich bei G20-Gipfel gegenüber Kanzlerin außergewöhnlich freundlich Die doppelte Merkel-Raute

Osaka · Trotz aller Symbolik: US-Präsident Donald Trump und die deutsche Kanzlerin werden auch beim G20-Gipfel keine engen Freunde.

Ein Zeichen der Annäherung? US-Präsident Donald Trump tut es bei seinem Gespräch mit Angela Merkel auf dem G20-Gipfel der Kanzlerin gleich und formt mit seinen Händen die typische Merkel-Raute.

Ein Zeichen der Annäherung? US-Präsident Donald Trump tut es bei seinem Gespräch mit Angela Merkel auf dem G20-Gipfel der Kanzlerin gleich und formt mit seinen Händen die typische Merkel-Raute.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Kanzlerinnen-Raute ist legendär: Angela Merkel faltet die Hände seit Jahren in ihrer typischen Form, wenn sie öffentlich auftritt. Am Freitag findet sie beim G20-Gipfel einen Bruder im Geiste: Beim bilateralen Treffen mit US-Präsident Donald Trump tut er es ihr gleich und gibt sich im Ton außergewöhnlich freundschaftlich. Eine große Freundin sei die Kanzlerin. „Sie ist eine fantastische Person.“ Ein großartiges Verhältnis habe man, schwärmt der US-Präsident, als er die Kanzlerin am Freitag am Rand des G20-Gipfels der mächtigsten Industrienationen trifft.

Jenseits aller persönlichen Dinge sind es Treffen wie diese, die den Gipfel von Osaka prägen, weniger die zähen Arbeitssitzungen des eigentlichen Hauptprogrammes. Zwei Länder nutzen die Gelegenheit, um ihre Probleme miteinander zu besprechen – der Gipfel bildet nur den Rahmen.

Allerdings zeigt sich dort auch wieder die Uneinigkeit der Staatengruppe bei zentralen globalen Themen. Wegen tiefgreifender Differenzen beim Klimaschutz droht sogar der gesamte Gipfel zu scheitern. Die Europäische Union macht am Freitag zum Auftakt der Beratungen der großen Wirtschaftsnationen in Osaka deutlich, dass sie keine Abschlusserklärung mittragen will, die einen Rückschritt gegenüber früheren Gipfeln bedeutet. Die Gruppe der Gegner besonders strenger Klimaschutzziele in der G20 wächst aber. Neben den USA gehören Brasilien, die Türkei, Saudi-Arabien und Australien dazu.

Differenzen gibt es auch beim Freihandel und der Frage, welches Gewicht internationale Regeln und Institutionen künftig noch haben sollen. Auch hier ist es vor allem Trump mit seiner ganz an nationalen Interessen ausgerichteten Politik, der mit den Europäern und anderen in der G20 über Kreuz liegt.

Trotz alledem können sich die EU und der südamerikanische Wirtschaftsblock Mercosur am Freitagabend auf ein Abkommen zur Bildung der größten Freihandelszone der Welt verständigen. Angesichts der gegenwärtigen internationalen Handelskonflikte sei dies ein „historischer Moment“, schreibt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf Twitter. Die Verhandlungen über das Abkommen für insgesamt mehr als 770 Millionen Menschen hatten bereits 1999 begonnen.

Auf Merkels Programm stehen zehn bilaterale Treffen. An diesem Samstag sind Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geplant.

Putin und Trump treffen sich am Freitag in Osaka erstmals seit dem letzten G20-Gipfel in Buenos Aires im vergangenen Dezember. In dem mit eineinhalb Stunden außergewöhnlich langen Gespräch geht es um den Streit über das Verbot atomarer Mittelstreckenraketen, aber auch um die aktuelle Krise in der Golfregion – ohne dass Einzelheiten bekannt werden. Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran hatte sich in den vergangenen Wochen immer weiter hochgeschaukelt. Bislang ungeklärte Angriffe auf Handelsschiffe in der Golfregion und der Abschuss einer US-Drohne durch den Iran haben die Region an den Rand eines Krieges gebracht.

In Osaka versucht Trump Druck aus dem Kessel zu nehmen. „Es gibt keine Eile, sie können sich Zeit lassen“, sagt er zu einer möglichen Konfliktlösung mit Teheran.

Das wichtigste bilaterale Treffen bei dem Gipfel findet erst diesen Samstag zwischen Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping statt. Dann wird sich zeigen, ob in den seit Monaten festgefahrenen Handelsstreit zwischen beiden Ländern wirklich Bewegung kommt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Brüder im Geiste
Kommentar: Putin kritisiert Merkels Flüchtlingspolitik Brüder im Geiste