Corona-Krise Europa will die Operation „Luftbrücke“ besser koordinieren

Brüssel · Die Rückhol-Aktion deutscher Urlauber läuft, aber Tausende warten noch in der Ferne. Außenminister Maas und seine EU-Kollegen wollen sich gegenseitig helfen.

 Will mehr Solidarität der EU-Staaten in der Corona-Krise: Außenminister Heiko Maas (SPD).

Will mehr Solidarität der EU-Staaten in der Corona-Krise: Außenminister Heiko Maas (SPD).

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Ob Mallorca oder Kanaren – die klassischen Urlaubsziele der Bundesbürger sind „geräumt“. „Wir haben in den vergangenen Tagen rund 120 000 Urlauber aus diesen Regionen nach Hause geholt“, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Montag nach einer Videokonferenz mit seinen europäischen Amtskollegen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass noch weitere 80 000 Reisende aus „weiter entfernten Ländern“ auf einen Rückflug warten. Man rechne damit, jeden Tag weitere 10 000 heimholen zu können. Die von Maas so bezeichnete „Luftbrücke“ stellte sich in den vergangenen Tagen als unerwartet schwierig heraus. In einigen Ländern Afrikas, in der Karibik oder in Südostasien sitzen zahlreiche Urlauber weit von den Flughäfen entfernt, die von Lufthansa, Condor und TUI im Auftrag privater Reiseveranstalter oder der Bundesregierung angeflogen werden können. „Wir helfen, indem wir Überflug- und Landrechte beschaffen“, betonte Maas. Vor allem aber müsse man die Menschen vor Ort „einsammeln“, um sie zu den Maschinen zu bringen. Am Montag vereinbarten die Außenamtschefs der EU nun, dass jedes Land nicht genutzte Kapazitäten in den Jets mit Reisenden aus anderen EU-Staaten besetzt.

Die Kosten für diese Flüge übernehmen in der Regel die Reiseveranstalter. Die Preise bemessen sich laut Auswärtigem Amt an einem Economy-Ticket. Es müsse aber niemand im Voraus bezahlen, meist sicherten die Reiseveranstalter eine Kostenübernahme auch schriftlich zu, die bereits beim Check-In vorgelegt werden sollte. Deutlich schwieriger scheint die Situation für Individual-Touristen zu sein. Wenn die eigenen Versuche um einen Rückflug scheiterten, sollten sie sich auf der Webseite des Auswärtigen Amtes registrieren, um auf einen Rückhol-Flug zu kommen.

Maas hatte nach dem dreistündigen Gespräch mit seinen Amtskollegen dann noch eine gute Nachricht: Die Situation an den Grenzübergängen nach Deutschland „entspannt sich“. Vor allem auf den Autobahnen in Polen Richtung Bundesrepublik war es zuletzt zu kilometerlangen Staus gekommen. „Alle EU-Mitgliedstaaten waren sich einig, dass wir den Güter- und Warenverkehr nicht behindern dürfen. Ebenso fest steht, dass wir Berufspendler ungehindert passieren lassen müssen.“

Die Situation, die durch die rasante Ausbreitung des Coronavirus entstanden sei, bezeichnete der SPD-Politiker als „Stresstest für uns alle – auch für die EU“. Da die Situation in den EU-Ländern unterschiedlich sei, müsse jede Regierung zwar anders antworten. Dennoch solle die EU „deutlich stärker als bisher koordinieren“. Dazu regte Maas an, die sogenannte „Solidaritätsklausel“ in den europäischen Verträgen zu aktivieren. Sie würde es möglich machen, materielle und personelle Hilfe schneller und unbürokratischer dorthin zu bringen, wo sie am meisten benötigt werde.

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