TV-Debatte US-Präsidentschaftskandidaten Erster Härtetest für die Herausforderer Trumps

Washington · Massachusetts Senatorin Elizabeth Warren läuft bei der ersten TV-Debatte der Demokraten im Vorwahlkampf zur Höchstform auf.

 President Donald Trump, left, speaks as he attends a dinner with Australian Prime Minister Scott Morrison in Osaka, Japan, Thursday, June 27, 2019. Trump and Morrison are in Osaka to attend the G20 summit. (AP Photo/Susan Walsh)

President Donald Trump, left, speaks as he attends a dinner with Australian Prime Minister Scott Morrison in Osaka, Japan, Thursday, June 27, 2019. Trump and Morrison are in Osaka to attend the G20 summit. (AP Photo/Susan Walsh)

Foto: AP/Susan Walsh

Die Demokraten suchen den Kandidaten, der Trump im November 2020 Paroli bieten kann. Dazu müssen sie in einem Feld, das mittlerweile auf 24 Bewerberinnen und Bewerber angewachsen ist, einen Sieger ermitteln. Es ist ein gnadenloser Härtetest, und Fernsehdebatten sind die Hürden, an denen die Ersten straucheln: Wer nicht schlagfertig ist, nicht heraussticht, nicht kontern kann, muss womöglich bald die Segel streichen.

Mit zwei Diskussionsrunden in Miami, die die Rededuelle einläuteten, hat also die ernste Phase des Wahlkampfs begonnen. Zum einen geht es darum, den Kontrast zu Trump herauszustreichen. Zum anderen ist es ein Richtungsstreit, bei dem sich entscheidet, welche Fraktion den Präsidenten bei der Wahl herausfordert: die eher behutsamen Reformer oder jene, die auf einen radikaleren Umbau drängen.

Elizabeth Warren, die kampfeslustige Senatorin aus Massachusetts, hat die Konturen der Kontroverse in aller Schärfe nachgezogen. Am Mittwoch stand die 70-Jährige eindeutig im Mittelpunkt, bevor sich am Donnerstagabend alles um Joe Biden, Bernie Sanders und den aufstrebenden mittelwestlichen Bürgermeister Pete Buttigieg drehen sollte. Die amerikanische Volkswirtschaft, beschrieb Warren den Status quo, funktioniere zwar großartig für Leute mit Geld, für alle anderen aber überhaupt nicht großartig. „Das ist Korruption, schlicht und einfach. Wir müssen es beim Namen nennen. Und es frontal attackieren.“ Was das Land brauche, sei ein struktureller Wandel, im Staat wie in der Wirtschaft. „Woran es bislang fehlte, ist Mut. Der Mut, sich mit den Riesen anzulegen“, kritisierte sie.

Konkret, nennt die ehemalige Harvard-Professorin ein Beispiel, wolle sie private Krankenversicherungen abschaffen, um auf ein komplett steuerfinanziertes Gesundheitssystem umzuschwenken – de facto eine Kopie des britischen Modells. Auf die Moderatorenfrage, wer Ähnliches anstrebe, hob nur einer die Hand: Bill de Blasio, der Bürgermeister von New York, der sich erkennbar auf dem linken Flügel zu profilieren versucht. Auch einen Spitzensteuersatz von 70 Prozent, wie ihn Alexandria Ocasio-Cortez, die jüngste Kongressabgeordnete, ins Gespräch brachte, findet er angemessen. Auf der anderen Seite die Vorsichtigen, angeführt von der Senatorin Amy Klobuchar, die für Kompromisse mit den Konservativen steht, und von Beto O’Rourke, einem Texaner mit Kennedy-Charme, den die Auguren früh zum Mitfavoriten erklärt hatten, der jedoch zum Debattenauftakt erstaunlich blass wirkte. Beide, dies machten sie einmal mehr deutlich, haben eher die Wähler der Mitte im Auge als eine nach links gerückte Parteibasis.

Und so sehr der Protest gegen Trumps harte Migrationspolitik die Demokraten zusammenschweißt, Differenzen in den Details waren nicht zu übersehen. Castro etwa plädierte dafür, Gesetze zu ändern, damit illegale Einwanderung nicht länger als Straftat gilt. O’Rourke dagegen, der bis vor Kurzem die Grenzstadt El Paso im Parlament vertrat, vermied es, sich in diesem Punkt festzulegen.

 Sie stach heraus unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern: Massachusetts Senatorin Elizabeth Warren, hier zwischen den Kandidaten Cory Booker (l) und Beto O‘Rourke.

Sie stach heraus unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern: Massachusetts Senatorin Elizabeth Warren, hier zwischen den Kandidaten Cory Booker (l) und Beto O‘Rourke.

Foto: dpa/Wilfredo Lee

Was die Runde allerdings ohne Abstriche einte, war die Absage an die Außenpolitik eines Präsidenten, der Verbündete regelmäßig vor den Kopf stößt, im Alleingang aus dem Iran-Abkommen oder dem Pariser Klimavertrag aussteigt und Weichenstellungen frühmorgens in ein paar Twitter-Zeilen verkündet, statt sie zu erklären. „Ich glaube nicht“, brachte es Amy Klobuchar auf einen Nenner, „dass man Weltpolitik früh um fünf im Bademantel betreiben sollte.“

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