Geschichte der Allianz Die Nato – vom Verteidigungsbündnis zum Krisenmanager

Berlin · Beim Gipfel in London blickt die Allianz zurück auf 70 Jahre zwischen Ost-West-Konflikt, Abrüstung und neuen Herausforderungen – auch an sich selbst.

 Diese beiden Herren prägen die Gegenwart der Nato mit interner Kritik: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (l) und US-Präsident Donald Trump, die sich am ersten Gipfeltag in London trafen.

Diese beiden Herren prägen die Gegenwart der Nato mit interner Kritik: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (l) und US-Präsident Donald Trump, die sich am ersten Gipfeltag in London trafen.

Foto: dpa/Evan Vucci

„Wenn etwas heute sicher ist, (...) so ist dies der Wunsch der Menschen der Welt nach Freiheit und Frieden“, sagte der frühere US-Präsident Harry Truman vor 70 Jahren bei der Gründung der Nato. Was ist seither geschehen? So hat sich die militärisch-politische Organisation im Lauf der Zeit entwickelt:

1949: Zwölf Länder unterzeichnen den Gründungsvertrag der North Atlantic Treaty Organization (Nato, Organisation des Nordatlantikvertrags): die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Portugal, Norwegen, Dänemark und Island.

1955: Die Bundesrepublik Deutschland tritt dem Bündnis auf Einladung der Nato bei. Daraufhin gründet die Sowjetunion den Warschauer Pakt – eine militärische Organisation der sozialistischen Staaten in Europa. Die beiden Blöcke stehen sich im Kalten Krieg gegenüber.

1979: Der Nato-Doppelbeschluss sieht die Aufstellung neuer Atomraketen in Westeuropa vor. Zunächst soll jedoch über atomare Abrüstung verhandelt werden. Als die Verhandlungen mit der Sowjetunion scheitern, werden die Raketen ab 1983 aufgestellt. Es gibt große Proteste der Friedensbewegung.

1990/91: Die Wiedervereinigung Deutschlands und die Auflösung des Warschauer Pakts bescheren der Nato eine neue Rolle: Sie soll nicht länger nur Verteidigungsbündnis sein, sondern langfristig umfassende Sicherheit gewährleisten – etwa durch Krisenmanagement außerhalb des Bündnisgebiets.

1999: Nato-Osterweiterung; Ungarn, Polen und Tschechien treten der Militärallianz bei.

2001: Nach den Terroranschlägen vom 11. September in den USA wird erstmals der Bündnisfall gemäß Artikel 5 (Prinzip der kollektiven Selbstverteidigung) festgestellt.

2003: Das Kommando über die multinationale Friedenstruppe in Afghanistan ist die erste Großoperation außerhalb des Bündnisgebiets.

2014: Wegen der Ukraine-Krise beschließen die inzwischen 28 Partner, sich gegen mögliche Bedrohungen aus Russland zu wappnen.

2017: US-Präsident Donald Trump verlangt wiederholt, dass die Verteidigungsausgaben zugunsten der USA anders verteilt werden. Er bezeichnet die Nato als „obsolet“, rückt aber später wieder davon ab.

2018: Auf einem Gipfel droht Trump mit einem Alleingang seines Landes, sollten nicht alle Bündnispartner ihre Verteidigungsausgaben erhöhen. Erst nach einer Krisensitzung sichert er Bündnistreue zu.

2019: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärt die Nato für „hirntot“. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Trump widersprechen. Auch andere sind empört.

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