Trotz multinationaler Truppen Die Krise im Sahel spitzt sich dramatisch zu
Johannesburg/Dakar · Für Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat die Stabilisierung der Sahelzone absolute Priorität. „Die Sicherheit in der Sahelzone ist Teil unserer eigenen Sicherheit“, meinte die CDU-Vorsitzende in der „Süddeutschen Zeitung“ mit Hinweis auf „eine der größten Drehscheiben für islamistischen Terrorismus“.
Doch ausgerechnet dort gibt es jetzt arge Erklärungsnöte. Denn die multinationale Streitmacht – zu der in Mali auch die Bundeswehr gehört – habe bei der Terrorismus-Eindämmung in der Region glatt versagt, rügte Senegals Präsident Macky Sall.
Beim Friedens- und Sicherheitsforum in Afrika in Senegals Hauptstadt Dakar fragte er mit Hinweis auf die ausländischen UN-Truppen: „Wie kann es sein, dass mehr als 30 000 Soldaten von Terroristen im Sahel als Geiseln gehalten werden?“ Der UN-Sicherheitsrat müsse „ein aggressiveres Mandat“ für die Stabilisierung der Region ermöglichen, forderte er und betonte: „Die Situation verschlimmert sich von Tag zu Tag.“ Das bestätigen auch die Vereinten Nationen, die am Dienstag über ihr Welternährungsprogramm (WFP) Alarm schlugen. Wegen der verbreiteten Gewalt und langfristiger Auswirkungen des Klimawandels im Sahel droht eine sich zuspitzende humanitäre Krise. Das WFP benötigt eigenen Angaben zufolge dringend 150 Millionen US-Dollar (rund 136 Millionen Euro) für die Nothilfe allein in den drei westafrikanischen Staaten Mali, Niger und Burkina Faso.
In Burkina Faso hat es in der ersten Jahreshälfte 2019 mehr Angriffe als im gesamten Jahr 2018 gegeben, mit mehr als viermal so vielen toten Zivilisten. Die Auswirkungen auf die in den Konfliktgebieten lebenden 20 Millionen Menschen seien dramatisch. Nur in Burkina Faso sei fast eine halbe Million Menschen aus ihren Häusern geflohen, so dass die Gesamtzahl der Vertriebenen in den drei Sahelstaaten auf 860 000 Betroffene gestiegen sei.
Erst am Montag war bekanntgeworden, dass bei einem Angriff auf eine Militärpatrouille in Mali nach Regierungsangaben mindestens 24 Soldaten getötet wurden.
Anfang November wurden bei einem Überfall von Islamisten auf ein Militärlager in Mali nahe der Grenze zu Niger 53 Soldaten und ein Zivilist getötet. Anschließend gab die malische Armee einen weiteren Stützpunkt in der Region auf und zog ihre Truppen zurück. Kurz darauf wurden in Burkina Faso bei einem Angriff auf einen Buskonvoi 38 Menschen getötet.