Russisches Geburtstagskind Der unbeirrbare Buddha

Moskau · Der russische Präsident Wladimir Putin feiert heute seinen 65. Geburtstag.

(dpa) Im symbolträchtigen Monat März 2018 zeigt ein Wandkalender den russischen Präsidenten Wladimir Putin als eisernen General mit einer dicken Fellmütze des Militärs. In Zehntausenden Büros und Wohnungen wird der Kremlchef von der Wand lächeln und sein Wahlvolk an die „Wiedervereinigung“ Russlands mit der Krim erinnern – nach westlicher Lesart eine völkerrechtswidrige Annexion ukrainischen Staatsgebiets.

Jung und dynamisch will der Kreml-Chef daherkommen. Doch auch Putin wird älter. Am heutigen Samstag wird er 65. Mit einem Rückzug rechnet niemand. Im März wählt Russland seinen Präsidenten. Zwar hält sich Putin noch vornehm zurück. Aber alle gehen davon aus, dass er nach 18 Jahren an der Macht eine neue Amtszeit anstrebt. Wegen seiner stoischen Ruhe vergleichen ihn Beobachter mit einem „unbeirrbaren Buddha“, der sich auf die Wahl vorbereitet. Der Kreml-Experte Andrej Kolesnikow meint: „Putin braucht die Eliten nicht; die Eliten brauchen Putin.“

Die Frage, die sich nun alle stellen, ist: Wie geht es weiter? „Wenn jemand glaubt, 2018 bis 2024 werde eine Periode des Übergangs vom Autoritarismus zur Demokratie, der irrt. Bestenfalls wird es das Vorspiel zum Übergang“, meint Kolesnikow vom Carnegie-Zentrum in Moskau. Auch westliche Beobachter sind überzeugt, dass nicht liberale Reformen die nächste Amtszeit dominieren werden. Stattdessen werde die Frage nach dem Danach im Mittelpunkt stehen. Schon einmal hatte es diese Frage gegeben. Als Putin 2008 seine zwei von der Verfassung erlaubten Amtszeiten ausgeschöpft hatte, begann die berühmte „Rochade“. Ministerpräsident Dmitri Medwedew zog in den Kreml. Putin wurde Regierungschef, um 2012 an die Staatsspitze zurückzukehren und seine Macht zu konsolidieren.

Die Experten sind sich einig, dass Putin erst seinen Rückzug antreten wird, wenn er sicher sein kann, dass sein System bestehen bleibt und er einen Nachfolger findet, der ihm absolute Sicherheit garantiert. Dafür bleibt ihm Zeit bis 2024, wenn alles läuft wie erwartet. Die Gunst der Wähler hat er jedenfalls sicher. Mehr als zwei Drittel der Russen wollen ihn einer Umfrage des Lewada-Zentrums zufolge für eine weitere Amtszeit. Vor fünf Jahren waren es noch 34 Prozent. Was könnte sich Putin mehr zum 65. Geburtstag wünschen?

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