Aufregung um angeblichen Anschlag auf Irans Präsidenten

Kairo. Es begann wohl wie jeder andere Provinzbesuch. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad (Foto: afp) liebt das Bad in jubelnden Menschenmengen. Am liebsten präsentiert er sich dabei als Anwalt des einfachen Volkes. Gerne kündigt er dabei neue Straßen, Schulen oder andere Entwicklungsvorhaben an, die dem kleinen Mann zugutekommen sollen

Kairo. Es begann wohl wie jeder andere Provinzbesuch. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad (Foto: afp) liebt das Bad in jubelnden Menschenmengen. Am liebsten präsentiert er sich dabei als Anwalt des einfachen Volkes. Gerne kündigt er dabei neue Straßen, Schulen oder andere Entwicklungsvorhaben an, die dem kleinen Mann zugutekommen sollen. Nicht anders war es gestern, als der international wegen seiner angeblichen Atompläne umstrittene Staatspräsident in Hamedan, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, eintraf. Die Jubelmenge war organisiert und aufgestellt. Der wie üblich gut geschützte Präsidentenkonvoi bahnte sich seinen Weg durch fähnchenschwenkende Anhänger und Hochrufe skandierende Klein-Funktionäre des Regimes. Bis es auf einmal knallte. Was sich hierauf in den örtlichen und globalen Medien abspielte, ist nur vor dem Hintergrund eines Staates erklärbar, der seine Medien eng an den Zügeln hält. Im Iran werden Journalisten zensiert, gemaßregelt und gegebenenfalls wegen einer allzu kritischen Äußerung hart bestraft. Selbst höhere Funktionäre beißen sich lieber auf die Zunge, als dass aus ihrem Mund ein falsches Wort an die Medien dringt. Vor allem arabische Fernsehsender waren schnell mit Meldungen, denen zufolge ein Attentäter eine Handgranate gegen den Konvoi Ahmadinedschads geschleudert hätte. In Saudi-Arabien, wo einige der großen Nachrichtenkanäle sitzen, beäugt man das Treiben des iranischen Vormannes ohnehin mit zunehmendem Argwohn. Die ihm unterstellten Atomwaffenpläne irritieren nicht nur den Westen, sondern auch etliche arabische Regime, die mit dem Iran um die Vormachtstellung in der islamischen Welt rivalisieren. Pannen im Sicherheitsapparat um Ahmadinedschad würde man dort mehr oder weniger unverhohlen mit Schadenfreude quittieren. Dieser wiederum ist ein Jahr nach seiner von Fälschungsvorwürfen überschatteten Wiederwahl und der brutalen Unterdrückung der Oppositionsproteste darauf erpicht, als Symbol der Einheit des iranischen Gottesstaates dazustehen. Die Staatsmedien wiesen jedenfalls die Meldungen über den Handgranaten-Anschlag schnell als "falsch" zurück. Die amtliche, auf arabisch sendende Fernsehstation Al-Alam berichtete, dass bei der Ankunft Ahmadinedschads in Hamedan ein Kracher detoniert sei, gewissermaßen als Willkommensgruß der jubelnden Menge.Andere "informierte Quellen" aus dem Inneren der Macht räumten ein, dass der Böller aus "feindseliger Absicht" heraus gezündet worden sei. Zugleich könne aber von einer Handgranate keine Rede sein. Ein Mann sei verhaftet worden, was sich zumindest in diesem Punkt mit den ersten Meldungen der arabischen Medien deckte. Andere Beobachter vermuteten hinter der Knallerei eine politische Protestaktion - als Nachhall der unterdrückten Bewegung gegen die Wiederwahl des Präsidenten. dpa

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