Auch im Vatikan geht die Angst um

Rom · Alle Menschen „guten Willens“ müssen gemeinsam die Attentate von Brüssel verurteilen. Das forderte der Papst gestern in Rom. Aus Angst vor Anschlägen blieben viele Christen der Audienz fern.

 Franziskus betete gestern für „die Toten, die Verletzten, die Angehörigen und das ganze belgische Volk“. Foto: dpa

Franziskus betete gestern für „die Toten, die Verletzten, die Angehörigen und das ganze belgische Volk“. Foto: dpa

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Es könnte ein Vorgeschmack auf die Osterfeierlichkeiten im Vatikan gewesen sein: Nach den Terroranschlägen von Brüssel war der Petersplatz bei der Generalaudienz des Papstes gestern nicht mal zu einem Viertel gefüllt. Obwohl auch in den vergangenen Wochen keine größeren Massen beim wöchentlichen Termin mit Franziskus zugegen waren, dürfte die Angst vor dem Terror zum höchsten Fest des Christentums in Rom eine Rolle spielen.

"Erneut appelliere ich an alle Menschen guten Willens, sich der einstimmigen Verurteilung dieser verabscheuungswürdigen Taten anzuschließen, die nichts als Tod, Terror und Schrecken verursachen", sagte Franziskus. Zuvor hatten die römischen Hotelbetreiber für Ostern einen zusätzlichen Rückgang der ohnehin schon verringerten Buchungen festgestellt. Die Sicherheitsvorkehrungen im und um den Vatikan sind hoch, und das spätestens seit Beginn des "Heiligen Jahres der Barmherzigkeit" im Dezember. Am Petersplatz wurden seither die Zugangskontrollen verstärkt und zusätzliche Metalldetektoren installiert. Vatikan-Gendarmerie und italienische Sicherheitskräfte sind in Alarmbereitschaft. Auch der Papst und der Vatikan als Zentrum der katholischen Kirche gelten als mögliches Ziel von islamistischen Terroristen.

Trotz der jüngsten Attacken in Belgien behält Franziskus sein intensives Osterprogramm bei. Die aus Sicherheitsgründen riskantesten Etappen dürften dabei die Karfreitagsprozession am Kolosseum sowie die Ostermesse am Sonntagmorgen sein. Die liturgisch am meisten beachtete Feier steht hingegen heute an. Vormittags weiht der Papst bei der Chrisam-Messe die heiligen Öle im Petersdom. Am Spätnachmittag folgt die bedeutende Abendmahlsliturgie, zu der Franziskus sich in diesem Jahr in ein Flüchtlingslager in Castelnuovo di Porto am Stadtrand von Rom begibt. Bei der Feier wird Franziskus Flüchtlingen die Füße waschen. Die Geste erinnert an die im Johannes-Evangelium überlieferte Fußwaschung, die Jesus als Zeichen des Dienstes und der Demut an den Aposteln vorgenommen haben soll. Wie es heißt, sind unter den ausgewählten Migranten drei koptische Christinnen aus Eritrea, drei Muslime und ein Hindu. Wohl ein besonderes Zeichen interreligiöser Toleranz und Aufgeschlossenheit.

Auch bei der Kreuzwegfeier am Karfreitag sollen soziale Fragen anklingen. In den Meditationen geht es diesmal um Erfahrungen menschlichen Leids, darunter den Genozid an den Juden, Missbrauch, Flüchtlingsschicksale, Christenverfolgung, die Ausbeutung von Frauen. Vor seiner Teilnahme am Kolosseum steht Franziskus der Passionsfeier im Petersdom vor, am Samstagabend leitet er die Feier der Osternacht. Nach der Ostermesse am Sonntag wird der Papst dann den Segen "Urbi et Orbi" von der Mittelloggia des Petersdoms erteilen.

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