Atommeiler Cattenom wird mit Milliarden aufgerüstet

Cattenom/Saarbrücken. Ungeachtet massiver Proteste aus den Nachbarstaaten schafft Frankreich Fakten bei seinen Atommeilern. Zwischen 2016 und 2022 wird der Stromkonzern EDF als Betreiber bis zu vier Milliarden Euro in das lothringische Kraftwerk Cattenom investieren. Das sagte gestern der neue Direktor der Anlage, Guy Catrix

Cattenom/Saarbrücken. Ungeachtet massiver Proteste aus den Nachbarstaaten schafft Frankreich Fakten bei seinen Atommeilern. Zwischen 2016 und 2022 wird der Stromkonzern EDF als Betreiber bis zu vier Milliarden Euro in das lothringische Kraftwerk Cattenom investieren. Das sagte gestern der neue Direktor der Anlage, Guy Catrix. Die Betriebsdauer der Reaktoren sei zwar ursprünglich auf 40 Jahre berechnet worden. Aus Sicht von EDF zeige die Realität jedoch, dass die Lebensdauer eher bei 50 und mehr Jahren liegen könne, so der Kraftwerkschef. Der staatlich dominierte Konzern wolle deshalb insgesamt 50 Milliarden Euro in Sicherheit und Modernisierung seiner 58 Anlagen stecken. Falls ein Austausch von Teilen notwendig werde, sollten solche Investitionen bereits vor 2016 erfolgen, sagte Catrix.Die Reaktorblöcke in Cattenom sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Dieses Jahr gab es dort bislang 39 Zwischenfälle, einen davon stufte die Sicherheitsaufsicht als schwerwiegend ein. In zwei Fällen schalteten Reaktoren automatisch ab, weil es technische Pannen außerhalb des Gebäudes gegeben hatte, die das Funktionieren des Reaktors beeinträchtigten. In 36 Fällen handelte es sich um Fehler im traditionellen Technik-Bereich. Mit dieser Zwischenbilanz liegt Cattenom nach Angaben von Catrix in der landesweiten Pannenstatistik über dem Schnitt.

Saarlands Regierungschefin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) zeigte sich angesichts der Investitionspläne überrascht. "Unser Ziel war und ist die Abschaltung von Cattenom, weil das Aus für diese Reaktoren die sicherste Option für unser Land bedeutet", sagte sie auf SZ-Anfrage. Wenn der Betreiber nun aber neue Investitionen plane, dann müsse dieses Geld zur Verbesserung der Sicherheit aufgewandt werden. Dennoch bleibe die Abschaltung aus Sicht der Landesregierung "die erste Wahl". Gemeinsam mit den Regierungen von Luxemburg und Rheinland-Pfalz hatte das Saarland mehrfach gefordert, die Anlage vom Netz zu nehmen. wy/gf

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