Asse-Risiken offenbar seit 15 Jahren bekannt

München/Hamburg. Die massiven Probleme im niedersächsischen Atommülllager Asse sollen den verantwortlichen Politikern laut "Focus" bereits seit 15 Jahren bekannt sein. Ein entsprechendes Gutachten habe die damalige SPD-geführte Landesregierung jahrelang unter Verschluss gehalten, berichtete das Blatt am Samstag vorab

München/Hamburg. Die massiven Probleme im niedersächsischen Atommülllager Asse sollen den verantwortlichen Politikern laut "Focus" bereits seit 15 Jahren bekannt sein. Ein entsprechendes Gutachten habe die damalige SPD-geführte Landesregierung jahrelang unter Verschluss gehalten, berichtete das Blatt am Samstag vorab. Als größtes Problem sahen die Gutachter demnach den Einbruch oder das Einsickern von Wasser in die Stollen.

Die damalige rot-grüne Landesregierung in Hannover soll das Gutachten zur "Gefahrenabschätzung für die Schachtanlage Asse" bereits 1991 in Auftrag gegeben haben. Das Papier der zuständigen Aufsichtsbehörden in Niedersachsen habe 1993 vorgelegen und sei dann bis 1998 fortgeschrieben worden. Einen "Bereich erhöhter Gefährdung" machten die Experten demnach etwa an der Südwestflanke des Bergwerks in unmittelbarer Nähe der Atommüllkammern aus. Alle Hohlräume oberhalb der 750-Meter-Sohle müssten "unverzüglich" ausgefüllt werden, um das einsturzgefährdete Bergwerk zu stabilisieren. Täglich sickerten damals bereits 4000 Liter Salzlauge ein, wie das Magazin berichtete.

Der "Spiegel" berichtete unterdessen, wegen der Affäre um Asse fürchteten CDU/CSU eine Debatte um das geplante Endlager im niedersächsischen Salzstock Gorleben. In einem unveröffentlichten Strategiepapier der Unionsfraktion fordere Fraktionsvize Katharina Reiche (CDU), Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD, Foto: dpa) solle "unverzüglich" das Erkundungsmoratorium für Gorleben aufgeben. Die von Gabriel favorisierte Suche nach Alternativen werde mindestens eine Milliarde Euro kosten. Werde der Salzstock Gorleben als Endlagerstätte aufgegeben, könnten die Energieversorger Regressforderungen in Milliardenhöhe an den Bund stellen.

Die Grünen im niedersächsischen Landtag forderten unterdessen die SPD auf, einem Untersuchungsausschuss zum Fall Asse zuzustimmen und damit zugleich Gerüchte über einen "Kuhhandel" mit der Union zu entkräften. In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" verwies Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel auf Hinweise, wonach die CDU/FDP-Landesregierung der SPD für den Betreiberwechsel beim Lager Asse angeblich den Verzicht auf einen U-Ausschuss des Landtages abgerungen habe. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat in dieser Woche die Verantwortung für Asse vom bisherigen Betreiber, der Helmholtz-Gesellschaft, übernommen. Niedersachsens SPD-Landtagsfraktionschef Wolfgang Jüttner lehnte einen U-Ausschuss allerdings ab. afp

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