Anschlag auf Pim Fortuyn veränderte die Niederlande

Brüssel/Amsterdam. Für die Niederlande war es ein Schock: Mitten im Wahlkampf streckte ein Linksextremist am 6. Mai 2002 den Rechtspopulisten Pim Fortuyn auf dem Parkplatz des staatlichen Rundfunks in Hilversum mit fünf Kopfschüssen nieder. Es war der erste politische Mordanschlag in der jüngeren Geschichte des kleinen Landes

Brüssel/Amsterdam. Für die Niederlande war es ein Schock: Mitten im Wahlkampf streckte ein Linksextremist am 6. Mai 2002 den Rechtspopulisten Pim Fortuyn auf dem Parkplatz des staatlichen Rundfunks in Hilversum mit fünf Kopfschüssen nieder. Es war der erste politische Mordanschlag in der jüngeren Geschichte des kleinen Landes. "Die Niederlande haben ihre Unschuld verloren", sagte der damalige Chef der sozialdemokratischen Arbeiterpartei, Ad Melkert.Zehn Jahre danach gibt es Fortuyns Partei, die LPF (List Pim Fortuyn), nicht mehr. Das politische Vermächtnis des ehemaligen Soziologie-Professors besteht aber weiter. Als geistiger Ziehsohn gilt Islam-Gegner Geert Wilders. Im Mai 2002 stand Fortuyn allen Umfragen zufolge vor einem großen Wahlerfolg. Der 54-Jährige starb nur neun Tage vor der Abstimmung. Die von ihm gegründete LPF gewann 26 Sitze und stieg zur zweitstärksten Kraft im Lande auf. Der christdemokratische Ministerpräsident Jan Peter Balkenende holte sie sogar in die Regierung. Das Bündnis währte zwar nur wenige Monate, doch Fortuyn hatte das politische Establishment das Fürchten gelehrt. Mit seiner Kritik an der seiner Ansicht nach zu liberalen Einwanderungspolitik, am Islam und an den etablierten Parteien hatte der ebenso umstrittene wie charismatische Fortuyn viele unzufriedene Bürger für sich gewinnen können. Für seine Anhänger war der glatzköpfige Politiker und Buchautor, der mit seiner Homosexualität offen umging, ein Visionär. Seinen Gegnern galt er dagegen als ausländerfeindlicher Provokateur mit Hang zu Theatralik. Er selbst bezeichnete sich als weder rechts noch links. Fortuyns Mörder, ein radikaler Tierschützer, wurde 2003 zu 18 Jahren Haft verurteilt. Bereits 2014, nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe, soll er aus dem Gefängnis entlassen werden. Der heute 43-Jährige sagte in dem Prozess, er habe Fortuyn getötet, weil dieser "eine Gefahr für die Gesellschaft" gewesen sei. dpaFoto: Vos/dpa

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