Anhaltende Proteste in Tunesien, Demonstration auch in Algerien

Tunis/Algier. In Tunesien gehen die Proteste gegen die Übergangsregierung von Ministerpräsident Mohammed Ghannouchi weiter. Etwa 1000 Menschen aus der Region um die Stadt Sidi Bouzid, wo der Aufstand gegen das Regime seinen Anfang nahm, marschierten gestern in die Hauptstadt Tunis. Derweil ist die Zensur aufgehoben worden

Tunis/Algier. In Tunesien gehen die Proteste gegen die Übergangsregierung von Ministerpräsident Mohammed Ghannouchi weiter. Etwa 1000 Menschen aus der Region um die Stadt Sidi Bouzid, wo der Aufstand gegen das Regime seinen Anfang nahm, marschierten gestern in die Hauptstadt Tunis. Derweil ist die Zensur aufgehoben worden. Bücher, Zeitschriften und Filme aus dem Ausland können jetzt ohne Genehmigung eingeführt werden. Die Protestteilnehmer in Tunesien nennen ihre Bewegung "Karawane der Befreiung" und verlangen eine "saubere" Regierung, ohne Vertreter des gestürzten Regimes von Präsident Zine el Abidine Ben Ali. "Das Volk will die Regierung stürzen", skandierten die Protestler. Übergangs-Premier Ghannouchi kündigte im Staatsfernsehen an, er werde sich nach den Wahlen in sechs Monaten aus der Politik zurückziehen. Auch Ghannouchi gehörte dem Regime Ben Alis an. Ermutigt vom Wandel in Tunesien demonstrierten in Algier Anhänger der Opposition für Freiheit und Demokratie. Bei Zusammenstößen mit der Polizei soll es dort mehr als 40 Verletzte gegeben haben. Polizisten mit Schlagstöcken und Tränengas hatten die Innenstadt von Algier weiträumig abgeriegelt, um ein weiteres Anwachsen der Kundgebung mit mehreren hundert Teilnehmern zu verhindern. "Macht ist Mord" und "Bouteflika verschwinde" skandierten die Protestierenden. Algerien wird seit 1999 von Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika regiert. Seit der Verhängung des Ausnahmezustands 1992 sind Kundgebungen verboten.In der Schweiz verdichten sich unterdessen Hinweise, dass der Clan um den gestürzten tunesischen Präsidenten Ben Ali dort Vermögen angelegt hat. Laut "NZZ am Sonntag" liegen dem Außenministerium in Bern Meldungen von blockierten Vermögenswerten vor. Über die Höhe und Art dieser Anlagen machte das Ministerium keine Angaben. Am Mittwoch hatte die Schweiz vorsorglich Vermögen und Immobilien Ben Alis gesperrt. dpa

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