Angela Merkel brilliert in der „Wolfshöhle“

Karlsruhe · Es war die entscheidende Frage in Karlsruhe: Werden die Christdemokraten wie Wölfe über ihre Chefin herfallen? Überhaupt nicht: Anders als die Genossen mit Sigmar Gabriel gingen sie mit Angela Merkel auf Kuschelkurs.

Ausgerechnet in der Nähe der schärfsten Kritiker von Angela Merkels Flüchtlingskurs mussten die 33 Saar-Delegierten in Karlsruhe Platz nehmen. Weil einige CDUler aus Sachsen beim rekordverdächtigen Schlussapplaus für die Kanzlerin demonstrativ sitzen blieben, fielen die Ovationen aus dem Saar-Tross umso mehr auf. Jörg Kohl aus Blieskastel jedenfalls hatte Merkels "starker" Auftritt "mehr angesprochen" als jede Parteitagsrede der Kanzlerin zuvor, wie er der SZ sagte. Sie habe ihren Flüchtlingskurs in die Reihe großer Entscheidungen der bundesdeutschen Geschichte gestellt. Finanzminister Stephan Toscani nannte Merkels Worte daher sogar ,,fast visionär". Der Landtagsabgeordnete Christian Gläser lobte, die Kanzlerin habe eine Argumentation geliefert, mit der man draußen bei den Menschen überzeugen könne. Ex-Minister Karl Rauber spekulierte aber, die Kanzlerin sei wohl selbst überrascht über den großen Beifall gewesen. Die Delegierten hätten nach Horst Seehofers Verhalten gegenüber Merkel beim CSU-Parteitag und dem Verlauf des jüngsten SPD-Parteitags Geschlossenheit zeigen wollen.

Etwas schwerer zu überzeugen war aber der Landeschef der Jungen Union, Alexander Zeyer. Die JU-Saar hatte vor dem Parteitag wie ihre Bundesorganisation energisch eine Obergrenze für den Flüchtlingszuzug gefordert. Merkel habe die Partei in ihrer Rede aber "mitgenommen". Und die im Vorfeld gefundene Kompromissformel sei "okay" und fand auch das Lob anderer Saarländer. Toscani etwa nannte sie eine ,,wichtige Botschaft". Zeyer meinte gar, eigentlich schaffe sie eine "faktische" Obergrenze.

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