Angeklagter im NSU-Prozess vermutet weiteren Anschlagsversuch

München · Die mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt haben nach einer Zeugenaussage bei der Übergabe einer Waffe Andeutungen über einen möglichen Anschlag gemacht. Das berichtete der Angeklagte Carsten S.

gestern in der Verhandlung vor dem Oberlandesgericht München. Bei dem Treffen hätten Böhnhardt und Mundlos ihm erzählt, sie hätten "in Nürnberg in irgendeinem Laden eine Taschenlampe hingestellt". Er habe nicht gewusst, was sie damit meinen, sagte Carsten S. "Dann kam Frau Zschäpe, und sie sagten "psst", damit Frau Zschäpe das nicht mitbekommt." Später habe er gedacht: "Es gab wahrscheinlich früher einen versuchten Anschlag." Damit könnte seine Aussage die Hauptangeklagte Beate Zschäpe entlasten. Den Mitangeklagten Ralf Wohlleben belastete S. hingegen: Dieser habe ihm erzählt, dass die Drei jemanden angeschossen hätten. Am gestrigen Vormittag hatte die Bundesanwaltschaft auf Anfragen der Nebenkläger erläutert, dass insgesamt 500 Menschen aus dem möglichen Umfeld der Terrorzelle NSU überprüft wurden.

Derweil sieht der frühere bayerische Ministerpräsident und Innenminister Günther Beckstein (CSU) nach wie vor keine eklatanten Fehler der Behörden bei den Ermittlungen. "Ich kenne keinen Punkt, wo ich sage: Hätte man das anders gemacht, dann wären die Täter sofort gefasst worden. Kenne ich bis heute nicht", sagte er gestern im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags in München. Er fügte aber hinzu: "Aus heutiger Sicht sage ich: Man hätte sehr viel stärker im rechtsextremen Bereich ermitteln sollen."

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