An der Saar leben 20 300 Kinder von Hartz IV

Saarbrücken · Die Politik kümmert sich aus Sicht der meisten Bürger wenig um das Problem der Kinderarmut. Dabei wächst bundesweit die Zahl der Hartz-IV-Kinder – im Saarland braucht fast jedes fünfte Staatshilfe.

. Morgen wird der Weltkindertag gefeiert. Auch in Deutschland gibt es dazu zahlreiche Veranstaltungen. Manchen Kindern dürfte aber wenig nach Frohsinn zumute sein. Nach den Daten der Bundesarbeitsagentur, die der SZ vorliegen, wächst die Zahl der Kinder, die in Hartz-IV-Familien leben - und das Saarland liegt dabei über dem Bundesschnitt. Deutschlandweit ist etwa jedes sechste Kind unter 14 Jahre (15,7 Prozent) betroffen, im Saarland fast jedes fünfte (18 Prozent). Nach den aktuell verfügbaren Daten der Bundesagentur für Arbeit waren im April im Saarland fast 20 300 auf staatliche Grundsicherung angewiesen. Bundesweit waren es rund 1,67 Millionen - gut 23 000 mehr ein Jahr zuvor.

"Genauer betrachtet geht es beim Thema Kinderarmut nicht unmittelbar um die Armut der Kinder, sondern um die Armut ihrer Eltern und deren Auswirkung auf die Kinder", sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann , der SZ. Leider sei es immer noch so, dass Kinder dass größte Armutsrisiko darstellten.

So sieht das offenbar auch eine große Mehrheit in der Bevölkerung. Nach einer Umfrage von Infratest-Dimap zum Weltkindertag ist nur jeder vierte Bundesbürger der Meinung, dass sich die Politik in großem Maße für die Bekämpfung der Kinderarmut einsetzt. Dabei hat sich die Lage zuletzt eher noch verschlechtert. 2012 lag die Quote der hilfebedürftigen Kinder bei glatt 15 Prozent. 2014 waren es schon 15,4 Prozent.

Neben dem Saarland liegen insbesondere die Stadtstaaten deutlich über dem Durchschnitt. Der BA-Statistik zufolge lebt in Berlin und Bremen aktuell sogar jedes dritte Kind von Hartz IV. Die Quoten liegen hier bei 33,5 beziehungsweise 32,9 Prozent. In Hamburg sind es 21,7 Prozent. Vergleichsweise entspannt ist die Situation in den Südländern Bayern und Baden-Württemberg, die auf Quoten von 7,3 und 8,5 Prozent verweisen können.

In einer ungewöhnlichen Allianz hatten sich schon Anfang September auch Arbeitgeber und Gewerkschaften für ein Hilfsprogramm zugunsten von Hartz-IV-Familien starkgemacht. Es sieht unter anderem Lohnkostenzuschüsse vor, um wenigstens ein betroffenes Elternteil in Arbeit zu bringen.

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