Afghanistan: Wieder fällt ein Deutscher
Neu Delhi. Die Anschlagsfrequenz der Aufständischen in Nordafghanistan ist so hoch, dass die Bundeswehr nicht einmal mehr zum Innehalten kommt. Immer neue Angriffe lassen kaum noch einen Moment des Gedenkens an die Toten zu
Neu Delhi. Die Anschlagsfrequenz der Aufständischen in Nordafghanistan ist so hoch, dass die Bundeswehr nicht einmal mehr zum Innehalten kommt. Immer neue Angriffe lassen kaum noch einen Moment des Gedenkens an die Toten zu. An diesem Freitag wird in Hannover erstmals Opfern von gleich zwei Anschlägen die letzte Ehre erwiesen: Am vergangenen Samstag waren in der Stadt Talokan zwei Soldaten ermordet worden, ein dritter Soldat war wenige Tage zuvor in der Provinz Kundus gefallen.Noch vor der Trauerfeier stand Deutschland nun die nächste Schreckensnachricht ins Haus. Ein Bundeswehr-Soldat wurde gestern bei einem Sprengstoffanschlag in der Provinz Baghlan getötet. Fünf weitere Soldaten wurden verletzt, zwei davon schwer. Drei tödliche Anschläge auf die Bundeswehr in neun Tagen - das hat es in dem Einsatz noch nie gegeben. Die blutige Bilanz: insgesamt vier Tote und ein Dutzend verwundete Soldaten. Unter den Verletzten ist auch General Markus Kneip, das bislang ranghöchste Opfer der Aufständischen. Gestern waren die Soldaten mit einem Schützenpanzer vom Typ Marder unterwegs, einer der mächtigsten Waffen, die die Truppe am Hindukusch im Kampf gegen die Taliban einsetzt. Die Aufgabe ihrer Kompanie: entlang einer Hauptverbindungsstraße nach Sprengfallen zu suchen. Ausgerechnet ein solcher improvisierter Sprengsatz - im Militärjargon IED (für Improvised Explosive Device) abgekürzt - wurde den Soldaten dann zum Verhängnis.
Der US-Sender CNN nannte IEDs "den Nummer-Eins-Killer der Nato-Truppen in Afghanistan". Sie sind die effektivste Waffe der Taliban. Nach schweren Verlusten setzen die Aufständischen viel weniger als früher auf das offene Gefecht mit den hochgerüsteten Soldaten der Nato-geführten Isaf. Die Taliban wissen, dass sie den internationalen Truppen - und den mit ihnen operierenden afghanischen Sicherheitskräften - durch IEDs viel größeren Schaden zufügen.
Und die Sprengsätze sind im Laufe des Krieges professioneller geworden. Ein deutscher Unteroffizier, der zur Kampfmittelbeseitigung in Kundus eingesetzt war, sagte bereits vor einiger Zeit, die Taliban verstünden das tödliche Geschäft immer besser.
Die Taliban setzen allerdings nicht nur auf IED. Teil ihrer Strategie scheint auch die Unterwanderung der afghanischen Polizei und Armee zu sein. Nach dem Anschlag in Talokan wurden fünf afghanische Polizisten festgenommen. Sie stehen im Verdacht, die Attentäter unterstützt zu haben. Die Verdächtigen sollten den Sitz des Gouverneurs schützen - in dem am Samstag dann ein IED ferngezündet wurde.