Nach Selbstmord-Anschlag vor Flughafen in Kabul USA fliegt Drohnen-Angriff auf Terror-Stellung in Afghanistan
Kabul · Nach dem Selbstmordanschlag vor dem Flughafen in Kabul mit unzähligen Toten und Verletzten hat die USA ihre Drohung nach Vergeltung wahrgemacht: Sie flog einen Angriff mit unbemannten Drohnen gegen den mutmaßlichen Sitz eines der Planer.
Der Militärschlag galt einem regionalen Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Der hatte den Anschlag am Donnerstag für sich reklamiert. Zuvor hatten Geheimdienste vor möglichen Anschlägen gewarnt. Sie fürchteten, dass sich Selbstmordattentäter unter die Tausenden Wartenden vor den Toren des Kabuler Flughafens mischen könnten. Menschen harren auch nach dem Anschlag weiterhin dort aus, in der Hoffnung, eine der letzten Evakuierungsmaschinen zum Ausflug aus dem Land zu erreichen. Zumeist handelt es sich dabei um Ortskräfte und andere Landsleute, die in den vergangenen Jahren mit den ausländischen Vertretern zusammengearbeitet haben. Sie fürchten, nun von den radikal-islamistischen Taliban verfolgt zu werden, die in einer Blitzaktion die Macht in Kabul übernommen hatten.
Bei dem Drohnenangriff in der ostafghanischen Provinz Nangarhar sei ersten Hinweisen zufolge "das Ziel getötet" worden, erklärte Bill Urban vom US-Zentralkommando. Bei dem Anschlag der mit den Taliban verfeindeten IS am Donnerstag waren mindestens 85 Menschen getötet worden, darunter 13 US-Soldaten. US-Präsident Joe Biden kündigte daraufhin Vergeltung an. "Wir werden euch jagen und euch büßen lassen."
Pentagon-Sprecher John Kirby warnte vor "konkreten und glaubwürdigen Bedrohungen" am Flughafen der afghanischen Hauptstadt. Das Weiße Haus erklärte, Bidens Sicherheitsberater stuften einen weiteren Anschlag als "wahrscheinlich" ein.
Trotz allem sollen "bis zum letzten Moment" Evakuierungsflüge stattfinden, wie US-General Hank Taylor sagte. Auf dem Gelände des Flughafens warten nach US-Angaben noch mehr als 5000 Menschen auf eine Chance zur Ausreise. Tausende weitere Menschen hoffen außerhalb des Flughafens auf einen Platz in einer Evakuierungsmaschine.
Die Bundeswehr hatte am Donnerstag ihre Rettungsflüge aus Kabul beendet Sie kehrte am Freitagabend nach Deutschland zurück. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) dankten den Rückkehrern.