Nach Machtübernahme durch die Taliban Innenminister Bouillon rechnet mit bis zu 120 Flüchtlingen aus Afghanistan im Saarland

Saarbrücken · Erste Städte und Gemeinden im Saarland haben angeboten, Menschen aufzunehmen, die vor den islamistischen Taliban fliehen, die in einem Durchmarsch die Staatsmacht in Kabul an sich gerissen haben. Die ersten Flüchtlinge sind bereits angekommen, meldet Innenminister Klaus Bouillon.

 Hunderte Menschen halten sich vor dem abgesperrten Flughafen in Kabul auf. Viele hoffen auf einen Flug aus ihrer Heimat, um vor den gefürchteten Taliban zu fliehen. 

Hunderte Menschen halten sich vor dem abgesperrten Flughafen in Kabul auf. Viele hoffen auf einen Flug aus ihrer Heimat, um vor den gefürchteten Taliban zu fliehen. 

Foto: dpa/-

Nach den dramatischen Szenen von hilfesuchenden Menschen auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul haben erste Städte und Gemeinden im Saarland ihre Unterstützung zugesagt. Unter ihnen ist die Landeshauptstadt. Das teilte sie dem saarländischen Innenminister Klaus Bouillon (CDU) mit.

Bislang seien von den 30 dem Saarland bereits zugewiesenen Flüchtlingen 19 eingetroffen. Bouillon geht davon aus, dass bis zu 120 Menschen in der Region Zuflucht suchen.

„Für Saarbrücken ist es selbstverständlich, dass wir unserer humanitären Verpflichtung nachkommen und den afghanischen Ortskräften sowie ihren Familien, die nach dem Abzug der Bundeswehr das Land verlassen müssen, entsprechende Unterkünfte zur Verfügung stellen“, ließ Saarbrückens Sozialdezernent Tobias Raab (FDP) in einer schriftlichen Stellungnahme mitteilen. Saarbrücken sei auf die Ankunft vorbereitet. „In Anbetracht der erschütternden Bilder, die uns aus Afghanistan erreichen, hoffen wir, dass die Ausreise der betroffenen Personen schnellstmöglich erfolgen kann.“

Unabhängig von den dramatischen Entwicklungen in Afghanistan wirbt Saarbrücken bereits länger als Mitglied im Bündnis „Städte Sicherer Häfen‟ mit anderen Städten und Gemeinden im Saarland dafür, Hilfsbedürftige und Verfolgte unterzubringen.

Alle Bundesländer bereiten sich unterdessen darauf vor, Menschen aus Afghanistan aufzunehmen. Die Bundeswehr evakuiert zurzeit über eine Luftbrücke.

Um die Unterbringung im Saarland sicherzustellen, habe sich die Landesregierung an die Kommunen und Landkreise gewandt. Damit gehe das Land den „in Notsituationen bewährten „saarländischen Weg der gemeinsamen und unbürokratischen Unterstützung“. Diese mache „kurzfristige Aufnahme und Unterbringung von afghanischen Ortskräften“ möglich. Gleichzeitig appeliere der Innenminister, freie Unterkünfte zu melden.

Dies sollen neben der Landeshauptstadt weitere Kommunen bereits getan. Welche, teilte ein Ministeriumssprecher mit Blick auf laufende Gespräche noch nicht mit.

Hintergrund: Nach dem Abzug internationaler Streitkräfte aus Afghanistan nach 20 Jahren Präsenz haben binnen weniger Tage die radikal-islamistischen Taliban eine Provinzhauptstadt nach der anderen erobert und zuletzt auch die Staatsmacht in Kabul an sich gerissen. Nennenswerte Widerstände der afghanischen Armee wegen der Rückkehr der gewaltberüchtigten Taliban sind kaum bekannt. Der gewählte Präsident Aschraf Ghani flüchtete ins Ausland.

Aus Furcht vor der Taliban-Herrschaft verlassen insbesondere jene Landsleute ihre Heimat, die mit den ausländischen Militärs und der jetzt gestürzten Regierung zusammengearbeitet haben. In den vergangenen Tagen spielten sich dramatische Szenen auf dem Flughafen in Kabul ab. Menschen versuchten verzweifelt, in eines der Transportflugzeuge zu gelangen, um außer Landes zu gelangen.

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