65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht

Genf/Berlin · Sie kommen aus Syrien oder dem Südsudan, aus Burundi oder der Ostukraine: Blutige Kriege und Verfolgung haben im vorigen Jahr mehr Menschen in die Flucht getrieben als jemals zuvor. Etwa die Hälfte von ihnen sind Kinder.

Die Zahl der Menschen, die von Flucht und Vertreibung betroffen sind, hat nach Angaben der Vereinten Nationen ein trauriges Rekordniveau erreicht. Ende 2015 waren insgesamt 65,3 Millionen auf der Flucht, wie der gestern veröffentlichte Jahresbericht des UN-Flüchtlingshilfswerks zeigt. Binnen eines Jahres stieg die Zahl demnach um fast sechs Millionen und überschritt erstmals die 60-Millionen-Marke. Damit sei jeder 113. Erdenbewohner gezwungen gewesen, seine Heimat zu verlassen.

Während 2005 durchschnittlich sechs Menschen pro Minute entwurzelt wurden, seien es heute 24 pro Minute, heißt es in dem Bericht. "Das sind statistisch zwei Menschen pro Atemzug." Zugleich hätten sich die Gefahren auf den Fluchtrouten vervielfacht, sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. Etwa 50 Prozent der Betroffenen seien jünger als 18 Jahre. Besonders beunruhigend ist demnach die hohe Zahl von Kindern, die allein reisten oder von ihren Eltern getrennt waren. 98 400 Asylanträge stammten von unbegleiteten Minderjährigen.

Grandi warnte davor, auf Grenzen und Mauern zu vertrauen, um Flüchtende abzuwehren. "Das verlagert vielleicht die Probleme, aber sie werden wiederkommen", sagte er. Nach Angaben des Hilfswerks sinkt die Bereitschaft von Staaten, sich der Flüchtlingskrise zu stellen und "im gemeinsamen Interesse der Menschlichkeit" zusammenzuarbeiten.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beklagte die Zunahme von Fremdenfeindlichkeit und hasserfüllter Intoleranz. Auch in Deutschland reißen nach Angaben des Bundeskriminalamts die Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte nicht ab. Im ersten Halbjahr 2016 habe es erneut 563 Straftaten gegeben, davon 51 Brandstiftungen, hieß es. > e

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