20 000 Euro hinter einer Dose Würstchen

Rom · Papst Franziskus ist angetreten, Korruption und Misswirtschaft in der Kurie ein Ende zu setzen. Anscheinend gab es die auch in der mächtigen Glaubenskongregation von Kardinal Müller.

Im Zuge der Finanz-Reformen ist nun auch der ranghöchste deutsche Mitarbeiter des Papstes im Vatikan ins Visier geraten. Bei einer Kontrolle in der Glaubenskongregation, die vom deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller (67) geleitet wird, entdeckten Fahnder einen ominösen Bargeldbestand. Im Schreibtisch von Müllers inzwischen suspendierten Verwaltungsleiter Mauro Ugolini waren rund 20 000 Euro in Bar versteckt, in einer Schublade hinter einer alten Dose Wiener Würstchen. Das berichtete die "Bild" gestern. Unterrichtete Kreise aus dem Vatikan bestätigten den Fund.

Kardinal Müller wehrte sich gegen Vorwürfe und widersprach der Darstellung, dass nun gegen ihn persönlich ermittelt werde. "Unregelmäßigkeiten" in seiner Behörde gestand Müller jedoch ein. Sie seien bereits vor einem halben Jahr geklärt worden. Er habe auch nicht, wie behauptet, zunächst die Akteneinsicht verweigert. Vatikansprecher Federico Lombardi betonte, Kardinal Müller hätte "mit dieser Angelegenheit nichts zu tun".

Wie es aus gut informierten Kreisen im Vatikan heißt, suchten Mitarbeiter des Wirtschaftssekretariats bereits vor einem knappen halben Jahr in der Glaubenskongregation nach Dokumenten und stießen dabei auf das Bargeld im Schreibtisch von Verwaltungschef Ugolini, einem der engsten Mitarbeiter des Kardinals. Er erledigte auch private Besorgungen für Müllers Haushalt. Inwiefern der 61 Jahre alte Monsignore dabei Geld aus der Kongregation veruntreute, ist nicht klar. Die "Bild" berichtete, dass das im Schreibtisch gelagerte Bargeld aus Gebühren stamme, die der Vatikan aus den Bistümern für die Untersuchung von Missbrauchsfällen bezieht. Dieser Darstellung widersprach Müller. Er sagte, dass für die Aufgaben in der Ehe- und Disziplinarabteilung von den Diözesen ein Beitrag erbeten werde. Dieser fließe jedoch stets und vollständig in den Gesamthaushalt der Kongregation ein.

Papst Franziskus versucht die verworrenen Finanzen des Vatikans zu ordnen. Zu diesem Zweck gründete er im Februar 2014 ein neues Wirtschaftssekretariat und vertraute einem Wirtschaftsprüfer die Kontrolle der Konten an. In diesem Zusammenhang geriet auch die Glaubenskongregation in den Fokus. Der Fund dort ist nicht der einzige Fall schwarzer Kassen im Vatikan. Der Chef des Wirtschaftssekretariats, Kardinal George Pell , berichtete vor Monaten von "Hunderten Millionen von Euro", die nicht in den Vatikan-Bilanzen aufgeführt seien.

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