Zwischen Kunst und nackter Haut

Ulm. Das Fotomodell heißt Jeannie. Die 35-Jährige räkelt sich auf einem Blatt des aktuellen Liqui-Moly-Kalenders, so wie Gott sie schuf. Was hat so viel Nacktheit mit den Motorölen zu tun, die das Ulmer Unternehmen herstellt? "Unser Erotikkalender soll den Schraubern ihren Arbeitsalltag ein bisschen versüßen", erklärt Sprecher Peter Szarafinski

 Sexy Burgfräulein: Für den aktuellen Kalender von Liqui Moly posierten Models auf einer mittelalterlichen Burg. Foto: Rider/Liqui Moly

Sexy Burgfräulein: Für den aktuellen Kalender von Liqui Moly posierten Models auf einer mittelalterlichen Burg. Foto: Rider/Liqui Moly

Ulm. Das Fotomodell heißt Jeannie. Die 35-Jährige räkelt sich auf einem Blatt des aktuellen Liqui-Moly-Kalenders, so wie Gott sie schuf. Was hat so viel Nacktheit mit den Motorölen zu tun, die das Ulmer Unternehmen herstellt? "Unser Erotikkalender soll den Schraubern ihren Arbeitsalltag ein bisschen versüßen", erklärt Sprecher Peter Szarafinski. Wen Liqui-Moly im Blick hat, ist eindeutig: Männer. Das Konzept erinnert an den Kalender des italienischen Reifenherstellers Pirelli, für den seit 40 Jahren Topmodels nackte Tatsachen zeigen. "Wichtigste Zielgruppe sind sicher die Werkstätten", sagt der Sprecher.

Völlig anders mutet der Kalender des Optikkonzerns Carl Zeiss an. Nach dem Regisseur Wim Wenders verpflichtete der Konzern aus dem beschaulichen Oberkochen für das Werk 2011 den kanadischen Musikstar und Fotografen Bryan Adams. "Früher haben wir Produkte künstlerisch rübergebracht, seit 2009 gibt es für jeden Kalender ein neues Konzept, bei dem unsere Produkte gar nicht im Mittelpunkt stehen", sagt Firmensprecher Jörg Nitschke. Adams hat sich das Thema Größenverhältnisse ausgesucht und possierlich illustriert mit dem hochgewachsenen Model Tatjana Patitz und dem um einige Köpfe kleineren Schauspieler Michael J. Fox. Dieser muss sich etwa im New Yorker Central Park auf eine Bank stellen, um Patitz in die Augen zu sehen. "Wir nehmen uns bei dem Kalender bewusst zurück", sagt Nitschke. "Es prangt nicht überall groß unser Logo. Wir glauben, dass wir mit dem Kalender zeigen, dass wir alles andere als beliebig sind."

Solche Wandkalender können zu Sammlerstücken werden, da sie nur in begrenzter Auflage vorliegen und nicht frei verkauft werden. Sie sind zuallererst - Motiv hin oder her - ein "Dankeschön" an Kunden. Liqui Moly macht allerdings eine Ausnahme. Die Ulmer haben ihre Aktaufnahmen auf der mittelalterlichen Burg von Firmenchef Ernst Prost diesmal nicht nur verschenkt, sondern zum ersten Mal auch bei Amazon zum Kauf angeboten. Von den 120 000 Stück sind nur noch wenige übrig.

Im Dusch-Kalender des Schwarzwälder Armaturenherstellers Hansgrohe spielt Erotik in diesem Jahr gar keine große Rolle. Statt nackter Schönheiten zeigt die Ausgabe 2011 Sumo-Ringer, Schotten oder Cheerleader, die mit Duschbrausen tanzen. 2010 waren noch viele nackte Frauen zu sehen, dieses Jahr sind alle Models angezogen. Die meiste nackte Haut zeigt die Gruppe von Sumo-Ringern. "Erotische Assoziationen dürfte dieses Foto kaum wecken. Es vermittelt vielmehr den großen Spaß, den das Wasser und das Duschen bereitet haben", sagt Sprecher Carsten Tessmer.

 Sexy Burgfräulein: Für den aktuellen Kalender von Liqui Moly posierten Models auf einer mittelalterlichen Burg. Foto: Rider/Liqui Moly

Sexy Burgfräulein: Für den aktuellen Kalender von Liqui Moly posierten Models auf einer mittelalterlichen Burg. Foto: Rider/Liqui Moly

Neben Motorsägen und Laubbläsern ist hingegen aus dem Waiblinger Hause Stihl wie schon seit Jahrzehnten auch für dieses Jahr der Klassiker mit "erotischer Gartenarbeit" erschienen. Trotz hoher Auflage ist auch dieser eigentlich nur für Kunden und Geschäftspartner gedacht. Doch es hat sich offensichtlich eine Fangemeinde entwickelt - bei Online-Auktionshäusern werden die Kalender mit den leichtbekleideten Schönheiten weiterverkauft.

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