Zu viele Operationen in Deutschland

Berlin. Bonuszahlungen für Chefärzte und ein Überangebot an Krankenhäusern setzen Patienten vor allem in den deutschen Städten dem Risiko unnötiger Operationen aus. Davor warnten Deutschlands Chirurgen gestern in Berlin

Berlin. Bonuszahlungen für Chefärzte und ein Überangebot an Krankenhäusern setzen Patienten vor allem in den deutschen Städten dem Risiko unnötiger Operationen aus. Davor warnten Deutschlands Chirurgen gestern in Berlin. "Eines unserer Hauptprobleme in unserem Gesundheitswesen ist das Überangebot", sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stefan Post. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Karl-Walter Jauch, sagte: "Wir haben Regionen, wo die Patienten eingefangen werden." In Ballungsräumen herrsche oft eine so große Konkurrenz zwischen den Kliniken, dass sich diese nicht nur aus medizinischen Gründen um Patienten bemühten.Stefan Post nannte das Beispiel Leistenbruch: Bundesweit seien OP-Termine innerhalb einer Woche zu haben. Dabei handele es sich um lange planbare Eingriffe. "Hätten wir eine Wartezeit von zwei oder drei Monaten, würden sinnvollerweise weniger Leistenbrüche operiert."

Der Generalsekretär der Gesellschaft für Chirurgie, Hans-Joachim Meyer, warb für ein Eindämmen der Boni in den Chefarzt-Verträgen, die ab einer gewissen Zahl an Operationen ausgezahlt werden. Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass bestimmte medizinische Maßnahmen wegen des Geldes ergriffen werden. Nach einer Studie der Personalberatung Kienbaum haben Bonusvereinbarungen in Chefarzt-Verträgen von fünf Prozent 1995 auf heute 45 Prozent zugenommen. dpa

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