Zikaden-Invasion in den USA

Yorkshire · Es zirpt und schwirrt überall. Milliarden Zikaden übersäen derzeit Teile des Nordostens der USA. Alle 17 Jahre erwachen sie zum Leben und werden zur Plage.

Sie kommen scheinbar aus dem Nichts. Nicht hunderte oder tausende, sondern Milliarden Zikaden verderben zurzeit an der amerikanischen Ostküste das Sommervergnügen im Freien. Es zirpt und schwirrt überall. Die Tiere treten in verschiedenen Regionen in unterschiedlichen Jahren auf. Diesmal sind Gebiete von Connecticut bis North Carolina betroffen. Auch vor New York machen die Zikaden nicht halt.

Nach 17 Jahren im Larvenstadium im Boden erwachen die rund zweieinhalb Zentimeter großen Insekten, um sich zu paaren - und dann zu sterben. Die aktuelle Brut stammt also aus dem Jahr 1996. Als es in den vergangenen Wochen warm genug wurde, kam die Zikadenart aus dem Boden gekrabbelt und startete mit den aktivsten - und letzten - vier Wochen ihres Lebens. Sie sind einfach überall, in den Bäumen, auf den Bürgersteigen. Sie umschwirren die Beine und setzen sich in die Haare. Experten sagen, dass sich auf einer Fläche eines halben Fußballfeldes bis zu eine Million Zikaden tummeln können. Ihr Körper ist schwarz, die Augen leuchten rot und die Glasflügel schimmern bronzefarben. Die Magicicada septendecim, so der wissenschaftliche Zikaden-Name, ist aber weder giftig noch sticht sie. Das Insekt ernährt sich noch im Boden von den Säften von Wurzeln. Bei Pflanzen an der Oberfläche richtet es nur wenig Schaden an.

Bewohner der diesmal betroffenen Region, die vor 17 Jahren schon hier lebten, erinnern sich mit Schaudern an eine Invasion biblischen Ausmaßes. "Es war gewaltig. Tausende und Abertausende Zikaden", sagt ein Mann in Yorkshire, einem Dorf rund eine Stunde westlich der Hauptstadt Washington. Diesmal sei es nicht so schlimm. Wegen des kühlen Frühlings sei die Zahl der Tiere geringer als sonst, meinen auch Insektenforscher.

Noch bis etwa Mitte Juni sind die Zikaden aber weder zu überhören noch zu übersehen. Solo sind die Stimmen dünn, aber die Männchen zirpen gerne im Chor. Das Geräusch erinnert an das statische Rauschen alter Fernseher - nur eine Tonlage höher. Die Weibchen ritzen kleine Einschnitte in Baumzweige und legen dort ihre Eier ab. Ist die Fortpflanzung erledigt, beginnt das Massensterben. Die Larven lassen sich dann auf die Erde fallen und vergraben sich im Boden - auf ein Wiedersehen im Jahr 2030.

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