Wo ist die einbetonierte Leiche?

Kiel. Ein Opfer krimineller Rocker soll unter dem Fundament einer von den Hells Angels genutzten Lagerhalle versteckt sein. Seit Tagen suchen Experten bei der größten Polizeiaktion dieser Art in Schleswig-Holstein nach der Leiche eines Mannes, der mit den Hells Angels im Clinch um Drogengeschäfte gewesen sein soll. Deshalb soll er gefoltert und erschossen worden sein

Kiel. Ein Opfer krimineller Rocker soll unter dem Fundament einer von den Hells Angels genutzten Lagerhalle versteckt sein. Seit Tagen suchen Experten bei der größten Polizeiaktion dieser Art in Schleswig-Holstein nach der Leiche eines Mannes, der mit den Hells Angels im Clinch um Drogengeschäfte gewesen sein soll. Deshalb soll er gefoltert und erschossen worden sein.Bisher versuchten die Experten in Altenholz bei Kiel erfolglos, das mutmaßliche Mordopfer zu finden. Gestern gingen die Arbeiten mit schwerem Gerät weiter. Längst ist der Boden in dem Teil der Halle aufgebrochen, in dem die Leiche vermutet wurde. Asphaltfräsen, Betonsägen waren in Dauerbetrieb. Gabelstapler heben Betonplatten heraus. Am Samstag wühlten Spurensucher im Erdreich darunter - ohne Erfolg. Am Sonntag ging man offenkundig dazu über, die Suchfläche zu erweitern. "Die Arbeiten mit schwerem Gerät werden fortgesetzt", sagt LKA-Sprecher Stefan Jung. "Das wird sich über die nächsten zwei Tage hinziehen."

Der Türke Tekin Bicer aus dem Problemstadtteil Gaarden soll vor zwei Jahren im Streit um Drogengeschäfte auf dem Gelände einer Autowerkstatt in der Kieler Innenstadt misshandelt und getötet worden sein. Der damals 47-Jährige wurde erschossen, glauben Ermittler. Wenn das Ganze stimmt, hätte es sich nur einige Steinwürfe von der Polizeidirektion entfernt in einem dicht besiedelten Wohn- und Geschäftsviertel ereignet.

Bicers Fall steht im Zusammenhang mit groß angelegten Ermittlungen gegen kriminelle Rocker. Der Hells-Angels-Club in Kiel ist verboten, wie auch Rockergruppen in Neumünster und Flensburg. Die Polizei verfolgt eine "Null-Toleranz-Strategie". Von eindeutig organisierter Kriminalität und mafiösen Strukturen spricht Innenminister Klaus Schlie (CDU).

Fast 200 Verfahren laufen in Kiel. Es geht um Menschenhandel im Zusammenhang mit Prostitution, um Körperverletzung, um Waffenhandel und Korruption. Drei Mitarbeiter der Stadt, des Gefängnisses und der Polizei stehen im Verdacht der Bestechlichkeit.

Es ist eine bizarre Szenerie in dem Gewerbegebiet. Wenige Meter hinter Polizisten, die in dem abgesperrten Bereich unter schwarzen Uniformen schwitzen, spielen Kinder Fußball. Es kommen und gehen auch Leute, die optisch ins Rockermilieu passen könnten. Sie sind namentlich registriert und dürfen zu einem Haus, das hinter der von den Hells Angels gemieteten Halle steht. Auf Sichtweite brausen am Wochenende gelegentlich bullige Männer in Schwarz auf schweren Motorrädern heran.

Dann eine kleine Erlösung beim anstrengenden Warten auf Ergebnisse bei der Leichensuche: "Talips Eisvergnügen" rollt heran, ein Kleintransporter bringt Eis und kalte Getränke. Über das, was konkret in der Halle passiert, sagen Polizeisprecher nichts: "Wir ermitteln weiter", das war's. Schon am Samstag kursierten Gerüchte, ein Leichenwagen sei beordert worden. Ein solcher kam bisher nicht. Dafür erneut "Talips Eisvergnügen".

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