Wo der Rock'n'Roll zu Hause war

Hamburg. Vor der Großen Freiheit 39 in Hamburg steht heute ein schwarzer Gedenkstein mit goldener Gitarre. Er markiert einen der wichtigsten Orte für den Rock'n'Roll in Deutschland. Hier eröffnete am 13. April 1962 der "Star-Club". "Das war was vollkommen Neues, wir hatten jeden Abend vier Bands", erinnert sich der erste Geschäftsführer des Lokals, Horst Fascher

Hamburg. Vor der Großen Freiheit 39 in Hamburg steht heute ein schwarzer Gedenkstein mit goldener Gitarre. Er markiert einen der wichtigsten Orte für den Rock'n'Roll in Deutschland. Hier eröffnete am 13. April 1962 der "Star-Club". "Das war was vollkommen Neues, wir hatten jeden Abend vier Bands", erinnert sich der erste Geschäftsführer des Lokals, Horst Fascher. "Nicht umsonst haben wir damals auf das Eröffnungsplakat geschrieben 'Die Not hat ein Ende. Die Zeiten der Dorfmusik sind vorbei'", sagt der heute 76-Jährige.Dabei stieß die Eröffnung eines Rock'n'Roll-Clubs im Hamburger Vergnügungsviertel nicht überall auf Gegenliebe. Nach damaligen Polizeiberichten wurde der Club als "gefährlicher Ort" eingestuft. Bereits drei Wochen nach der Eröffnung wurde die Polizei der Davidwache durch das zuständige Bezirksamt Hamburg-Mitte um eine "verstärkte Bestreifung und Kontrolle" gebeten. Vor allem Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz und Schlägereien waren laut Archivunterlagen der Polizei an der Tagesordnung, was für St. Pauli damals wie heute nicht ungewöhnlich ist.

Fascher selbst hatte bereits eine Kiez-Karriere hinter sich, ehe er den Club mitgründete. Nach einer Lehre als Schiffszimmermann und Bootsbauer saß er aufgrund einer Schlägerei mit Seeleuten zunächst eine Haftstrafe wegen Körperverletzung mit Todesfolge ab. Danach arbeitete er als Kellner in verschiedenen Lokalen entlang der Reeperbahn, wo er die Kiezgröße Manfred Weissleder kennenlernte. Dem gefiel Faschers Idee eines Rock'n'Roll-Clubs mit im Stundentakt wechselnder Live-Musik. Weissleder bot Fascher an, einen Teil des Sternkinos zum Club auszubauen, und schickte ihn nach England, um Bands für den neuen Laden zu buchen. Jeden Abend sollten vier Bands im Club spielen, dabei trat jede Gruppe eine Stunde vor und eine Stunde nach Mitternacht auf.

"Mit Tony Sheridan hatte ich ja sowieso zu tun. Die Beatles hatte ich schon vorher aus Hamburg gekannt und ich wollte sie unbedingt zur Eröffnung für den 'Star-Club' haben", sagt Fascher. Die "Fab Four" suchten gerade ein Studio für ihre erste Platte "Love Me Do" und hatten ihr erstes Radiokonzert bei der BBC hinter sich, als sich der Vorhang im "Star-Club" das erste Mal hob.

Beatles gaben drei Gastspiele

Insgesamt gaben die Beatles 1962 drei Gastspiele im "Star-Club". Von Mitte April bis Ende Mai, im November und im Dezember traten die Pilzköpfe jeden Abend in dem Lokal in der Großen Freiheit auf. Der "Star-Club" erlangte rasch über die Grenzen der Hansestadt hinaus Bekanntheit und wurde zu einer Institution. Fats Domino, Jimi Hendrix, Little Richard und Bill Haley spielten in dem Tanzlokal. Schließlich schloss der Club am 31. Dezember 1969 wegen finanzieller Probleme. Das Gebäude brannte 1987 ab. Foto: DAPD

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