Brüche, Unfälle und Schlimmeres Wie gefährlich sind Filmstunts?

Los Angeles · Tom Cruise bricht sich den Fuß, eine Stuntfrau von „Deadpool 2“ stirbt. Der Job birgt ein großes Risiko.

 Tom Cruise ist dafür bekannt, dass er seine Action-Szenen gerne selbst übernimmt und keinem Double überlässt. Auch in „Mission: Impossible – Rogue Nation“ machte der Schauspieler viele Stunts selbst.

Tom Cruise ist dafür bekannt, dass er seine Action-Szenen gerne selbst übernimmt und keinem Double überlässt. Auch in „Mission: Impossible – Rogue Nation“ machte der Schauspieler viele Stunts selbst.

Foto: dpa/Christian Black

() Schwindelerregende Action-Szenen dreht Tom Cruise am liebsten selbst. Dabei achtet der Hollywood-Star darauf, dass sich das Risiko in Grenzen hält. „Ich bin kein Idiot, der einfach aus einem Gebäude springt“, tönte er 2011 bei der Europa-Premiere für „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“. Bei den Dreharbeiten war er in Dubai an der Fassade des höchsten Gebäudes der Welt herumgeklettert. Doch es kann auch schief gehen, wie Cruise am vorigen Wochenende schmerzhaft zu spüren bekam. Bei einen Sprung auf ein Gebäudedach verfehlte der „Mission: Impossible“-Star sein Ziel und prallte gegen eine Wand. Der 55-Jährige brach sich auf dem Set in London den Fuß, ein Seil verhinderte Schlimmeres.

Gleich am Montag danach kam die schockierende Nachricht von einem tödlichen Motorradunfall bei den Dreharbeiten für „Deadpool 2“.„Wir sind untröstlich, schockiert und tief bestürzt“, schrieb Hauptdarsteller Ryan Reynolds über den Tod von Joi „SJ“ Harris, einer professionellen Motorradfahrerin, die erstmals als Stuntfrau vor der Kamera stand. Sie hatte die Kontrolle über ihr Motorrad verloren und war – ohne Helm – in die Scheibe eines Gebäudes gerast.

Erst im Juli war ein erfahrener Stuntman am Set der Fernsehserie „The Walking Dead“ bei einer Kampfszene zehn Meter in die Tiefe gestürzt. Er starb später an seinen schweren Kopfverletzungen. Diese Kette von Vorfällen hat die Filmwelt aufgerüttelt. Sind die Stuntszenen zu gefährlich? „Es fehlen einheitliche Richtlinien“, klagt Stuntman Jon Miguel. „Ich wünschte, es gäbe Sicherheitsprüfer, die den Stuntkoordinatoren am Set über die Schulter schauen.“

Der 35-jährige Martial-Arts-Meister Miguel ist seit zehn Jahren in Hollywood im Geschäft. Er drehte unter anderem Action-Szenen in „Vengeance“, „Syndicate Smasher“ und „Sons of Anarchy“. Mit dem Sicherheitsexperten Richard Moreno gründete er vor drei Jahren die Firma „Stuntactical“. Sie trainiert Schauspieler und Stuntleute, um die Arbeit am Set sicherer zu machen.

Er habe bisher viel Glück gehabt, sagt Miguel. „Bei Kampfszenen sind Leute in mich gekracht, bei einem Sturz bin ich mit dem Kopf auf eine Bank geknallt, aber sonst nichts Schlimmes“, versichert der Stuntman. Stuntunfälle sollten noch gründlicher untersucht werden, so dass die Branche aus Fehlern lernen kann, fordert der Kalifornier.

Viele Fehler seien vermeidbar, sagt Moreno, wie etwa der Tod von Brandon Lee. Der Sohn der Kung-Fu-Legende Bruce Lee war 1993 auf dem Set des Films „The Crow“ von einer echten Kugel, statt von einer Platzpatrone getroffen worden.

Viele Schauspieler trauen sich Action-Szenen zu – und landen im Krankenhaus. Jake Gyllenhaal hatte 2013 bei den Dreharbeiten zu dem Thriller „Nightcrawler“ Pech, als seine Hand durch einen Spiegel krachte – die Wunde musste genäht werden. Halle Berry brach sich 2003 beim Dreh für den Thriller „Gothika“ den Arm. Als Bond-Girl in „Stirb an einem anderen Tag“ wurde sie am Set in Spanien in einer Stuntszene am Auge verletzt. Sylvester Stallone musste nach einer Kampfszene für „The Expendables“ am Nacken operiert werden. Daniel Craig schlug sich bei „Casino Royale“ zwei Zähne aus.

Schlimmer traf es die Stuntfrau Olivia Jackson, die für Milla Jovovich in „Resident Evil“ die Action-Szenen drehte. Sie raste auf dem Motorrad in einen Kamera-Kran. Nachdem sie aus dem Koma erwachte, wurde ihr der linke Arm amputiert.

„Stuntleute stehen im Filmgeschäft unter großen Druck“, sagt Miguel. Besonders bei einem knappen Produktionsbudget werde bei Proben und Sicherheitsvorkehrungen gespart. Gerade in seiner Anfangszeit habe er sich auf riskante Jobs eingelassen, räumt der Stuntman ein. Spezialeffekte würden aber dabei helfen, Stunts sicherer zu machen. Bei Sprüngen aus großer Höhe etwa können die Stuntleute mit einem Gurt gesichert sein. In der Nachbearbeitung werden dann die Sicherungsleinen unsichtbar gemacht. „So sieht der Sprung völlig realistisch aus, aber wir setzen nicht unser Leben auf‘s Spiel.“

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