Wie es sich "mit links" so lebt

Berlin. Das mache ich doch "mit links": Das Leben als Linkshänder ist in einer Welt der Rechtshänder nicht immer einfach. Daran erinnert der 13. August, der Weltlinkshändertag, dieses Jahr zum 35. Mal. Etwa zehn bis 15 Prozent der Menschen sind nach gängigen Schätzungen Linkshänder, sagt Onur Güntürkün, Professor für Biopsychologie an der Universität Bochum

 Berühmter Linkshänder: US-Präsident Barack Obama unterschreibt einen Vertrag. Foto: dpa

Berühmter Linkshänder: US-Präsident Barack Obama unterschreibt einen Vertrag. Foto: dpa

Berlin. Das mache ich doch "mit links": Das Leben als Linkshänder ist in einer Welt der Rechtshänder nicht immer einfach. Daran erinnert der 13. August, der Weltlinkshändertag, dieses Jahr zum 35. Mal. Etwa zehn bis 15 Prozent der Menschen sind nach gängigen Schätzungen Linkshänder, sagt Onur Güntürkün, Professor für Biopsychologie an der Universität Bochum. Frühere Statistiken hatten so ihre Tücken - weil viele Linkshänder zu Rechtshändern umerzogen wurden.Das Schreiben erinnert mich jeden Tag ans Linkshänder-Dasein. Benutze ich einen Füller und ziehe die Hand nach, verschmiert die Schrift - obwohl ich einen speziellen Füller besitze. Dann sind da die regulären Ringhefte, deren Metallspirale links angebracht und immer der Hand im Weg ist. Selbst dann, wenn ich mit Kugelschreiber oder Bleistift schreibe - außen, am linken kleinen Finger, kann ich immer gut nachvollziehen, welche Farben ich benutzt habe. Doch es gibt auch Vorteile: Die Computermaus benutze ich mit der rechten Hand und kann so gleichzeitig Notizen machen und mit der Maus arbeiten und klicken. Hände schüttelt "man" mit rechts - meiner bevorzugten Hand bleibt eine schwitzige Begegnung auf jeden Fall erspart.Schämen muss ich mich für die leicht verkrampft aussehende Handhaltung beim Schreiben oder beim Weinflaschen-Öffnen auf jeden Fall nicht. Als Linkshänder befinde ich mich in prominenter Gesellschaft. US-Präsident Barack Obama zum Beispiel unterschreibt Gesetze und Verträge mit links. Alexander der Große und Leonardo da Vinci sollen Linkshänder gewesen sein. Albert Einstein war es. Und, nun ja: Auch Dieter Bohlen und Lady Gaga sind Linkshänder.Dennoch: Dass mit der linken Hand in vielen Kulturen Negatives verbunden wird, zeigt sich allein schon bei einem Blick auf unsere Sprache. Ein Trottel benimmt sich "linkisch". Oder jemand wird "gelinkt", hinters Licht geführt. Auch in anderen Sprachen ist das bekannt - im Englischen etwa steht "sinister" (vom Lateinischen sinistra für links) für böse und teuflisch. In London gibt es seit Ende der 1960er Jahre den nach eigenem Bekunden weltweit ersten Laden, der nur für "Lefties" ist - der von der Schere bis zum Golfschläger alles anbietet, was das Linkshänderherz höher schlagen lässt. Und zumindest das schlägt ja eh auf der richtigen Seite - auch wenn "richtig" semantisch wiederum mit "rechts" zu tun hat.Mal ehrlich: Wirklich diskriminiert fühlte ich mich als Linkshänder selten. Natürlich: die Suppenkelle stört, deren Kerbe so liegt, dass ich die Hand verdrehen muss; ebenso das Messer, dessen Klinge an der falschen Seite scharf ist. Oder wenn meine Mutter mich als Kind darauf hinwies, ich solle bitte ganz links außen am Esstisch Platz nehmen - um meine rechtshändigen Geschwister nicht zu stören. Tröstlich bleibt für Linkshänder ein standesbewusster Leidensgenosse wie Matt Groening, der die Zeichentrickserie "Simpsons" erfunden hat und hier die Mehrheitsverhältnisse einfach umdreht. Nicht nur gibt es Ned Flanders und sein Linkshändergeschäft, sondern generell viele "Lefties" - wie Bart Simpson, der immer wieder zur Strafe an die Tafel schreiben muss. Auch wenn die Handaußenseite nachher weiß sein sollte - wir Linkshänder tragen es mit Fassung.

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