Werden Solarien bald verboten?

Paris. Peinlich weiß wollen die wenigsten Badenixen sein, wenn sie sich am ersten Urlaubstag an den Strand legen. "Vorbräunen" lautet die Devise, und so boomt derzeit trotz Wirtschaftskrise das Geschäft der Sonnenstudios. Doch Wissenschaftler schlagen Alarm: In einer neuen Studie warnen sie, dass Nutzer von Solarien ihr Hautkrebsrisiko um 20 Prozent erhöhen

Paris. Peinlich weiß wollen die wenigsten Badenixen sein, wenn sie sich am ersten Urlaubstag an den Strand legen. "Vorbräunen" lautet die Devise, und so boomt derzeit trotz Wirtschaftskrise das Geschäft der Sonnenstudios. Doch Wissenschaftler schlagen Alarm: In einer neuen Studie warnen sie, dass Nutzer von Solarien ihr Hautkrebsrisiko um 20 Prozent erhöhen. Für unter 35-Jährige liege dieses Risiko sogar doppelt so hoch. In Frankreich gibt es jetzt einen Vorstoß, alle Sonnenbänke rigoros zu verbieten."Um einen künftigen Medizinskandal zu vermeiden", empfahl eine Kommission des französischen Senats Mitte Juli ein umfassendes Verbot von Sonnenstudios. "Die UV-A-Strahlen (der Lampen in Sonnenstudios) sind ineffizient, sie bereiten nicht das natürliche Bräunen vor, führen nicht zur Bildung von Vitamin D, und ihre Gefahr besteht darin, Hautkrebs auszulösen", lautete das Urteil der Senatoren aus verschiedenen Parteien. Die Kommission war nach dem Skandal um defekte Brustimplantate der französischen Firma PIP eingesetzt worden und befasste sich mit den Risiken medizinischer Produkte der Schönheitsindustrie.

Recht auf Selbstbeschädigung

In Deutschland ist der Besuch von Sonnenstudios für Minderjährige bereits verboten. Das Bundesverfassungsgericht wies im Januar eine Beschwerde dagegen ab. Für Erwachsene aber gelten keine Einschränkungen: Dies "würde gegen das im Grundgesetz verankerte Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit verstoßen, das ein Recht auf Selbstschädigung beinhaltet", schreibt das Bundesumweltministerium auf seiner Homepage zur Begründung. Klar sei aber, dass die Nutzung von Solarien auch für Erwachsene keineswegs ungefährlich sei. Im Gegenteil: Die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte Solarien schon im Jahr 2009 in die höchste Gefahrenkategorie für Krebsrisiken ein - zusammen mit Zigaretten, Alkohol und Asbest. Nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern steigt bei regelmäßigem Sonnenbank-Besuch unter 30 Jahren das Risiko einer Erkrankung an einem Melanom - der gefährlichsten Art des Hautkrebses - um 75 Prozent.

Experten warnen auch regelmäßig vor dem Glauben, dass Vorbräunen im Solarium vor einem Sonnenbrand schütze. Viele Solarien arbeiten vor allem mit UV-A-Strahlung, die dafür unwirksam ist. Zwar gibt es inzwischen auch Studios mit einem Anteil UV-B-Licht. Aber Krankenkassen wie die Barmer raten auch davon ab: "Jede zusätzliche und überflüssige Belastung der Haut mit UV-Licht fördert die Alterung und erhöht das Hautkrebsrisiko."

Um die Risiken durch Solarien zu verringern, gilt seit diesem Jahr hierzulande eine neue, strenge Verordnung. Demnach müssen Mindestabstände bei den Lampen eingehalten werden und die Geräte mit einer Notabschaltung ausgestattet sein. Außerdem ist die maximale Bestrahlungsstärke begrenzt. Überprüfungen hatten ergeben, dass Sonnenstudios ihre Kunden teilweise in einem Maß bestrahlt hatten, das der dreifachen Stärke der Mittagssonne am Äquator entspricht. Ab August müssen auch Altgeräte diese Anforderungen erfüllen - oder abgeschaltet werden.

Die Branche unterstützt die neuen Regelungen, hält aber den Wirbel um das Hautkrebs-Risiko für unangemessen. Das Risiko sei nicht höher als im Freien, im Freibad dürften die Leute auch stundenlang in der Sonne liegen, ärgert sich der Vorsitzende des Bundesfachverbands Besonnung, Hans-Dieter Roggendorf. Ein komplettes Verbot , wie es dies in Brasilien und ab 2014 in einem der australischen Bundesstaaten gibt, lehnt er daher ab.

Strahlen für Vitamin-D-Bildung

Anhänger der Sonnenbänke machen geltend, dass UV-Strahlen zur Bildung des für die Knochenbildung wichtigen Vitamins D unerlässlich seien. Zehn bis 30 Minuten Tageslicht auf Hände und Gesicht reicht laut Bundesumweltministerium dafür jedoch aus. Sonnenlicht ist also zu empfehlen - aber eben in Maßen.

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