Wenn nichts mehr geht...

München. Auf der A 8 geht nichts mehr: Der Motor läuft langsam heiß, auf dem Rücksitz quengeln die Kinder - die Urlaubsstimmung ist am Nullpunkt angelangt. "Da hinten löst sich der Stau langsam auf", ruft Martin Mühlbauer in sein Funkgerät. Mühlbauer ist Flugbeobachter beim ADAC Südbayern und hat den vollkommenen Überblick

München. Auf der A 8 geht nichts mehr: Der Motor läuft langsam heiß, auf dem Rücksitz quengeln die Kinder - die Urlaubsstimmung ist am Nullpunkt angelangt. "Da hinten löst sich der Stau langsam auf", ruft Martin Mühlbauer in sein Funkgerät. Mühlbauer ist Flugbeobachter beim ADAC Südbayern und hat den vollkommenen Überblick. Aus 300 Metern Höhe kann er am Samstag vom Co-Pilotensitz des ADAC-Flugzeuges aus die Straße auf bis zu zwölf Kilometern Länge überblicken. "Von hier oben kann man ziemlich genau voraussagen, wie und wann es da unten zum Stau kommen wird", sagt er. Über den Verkehrsfunk im Radio kommt Mühlbauers Botschaft wenig später auch unten in den Wagenkolonnen an, die durchs Fenster des Fliegers wie Spielzeugautos aussehen. Da ist der Stau-Experte aber längst weiter Richtung Alpen unterwegs und hat die nächste Gefahr erkannt. "Wenn es sich am Irschenberg hinter München staut, dann bricht hier der ganze Verkehr zusammen." Seit fast 30 Jahren steigen die Stauberater des Autoclubs zur Sommerferienzeit jedes Wochenende in die Luft auf. Dabei sind Luft- und Bodenpersonal permanent in Kontakt, denn parallel zu der "Cessna 172" in der Luft sind auf den typischen Ferien-Autobahnen von München über die Alpen auch zahlreiche ADAC-Mitarbeiter auf Motorrädern unterwegs. "Wir sind oft schneller als die Polizei", sagt Mühlbauer stolz. Aus der Luft könnten sie besser erkennen, wo die meisten Autos unterwegs sind, und damit drohende Staus recht genau vorhersagen. "Die meisten Staus entstehen durch eine Kettenreaktion", erläutert Mühlbauer, der 27 Jahre Erfahrung als Staubeobachter hat. Ein solcher "Stau aus dem Nichts", bei dem weder eine Baustelle noch ein Unfall für den Verkehrsstopp sorge, resultiere aus mehreren einzelnen Bremsvorgängen. "Ein einzelner Autofahrer bremst, weil er merkt, er fährt seinem Vordermann zu dicht auf", erläutert Mühlbauer. Bei dichtem Verkehr müssten dann auch die anderen Autos abbremsen - es komme zur Kettenreaktion. Fast alle Stauberater gehen unter der Woche einem anderen Beruf nach und bekommen für ihre Wochenendarbeit lediglich eine geringe Aufwandsentschädigung. Die rund 30 Stauberater des ADAC Südbayern wechseln sich während der Einsatzzeit zwischen Juni und September mit den Schichten ab. Die Flugbeobachter allerdings sind nur zu viert und deshalb öfter dran. Die Maschine und die Piloten müssen jeweils eigens angemietet werden.

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