Wenn die Straße zum Laufsteg wird

London · Seit gestern steht London im Mittelpunkt der Modewelt. Star-Designer wie Vivienne Westwood und Tom Ford zeigen ihre Kreationen bei der Fashion Week, die aber auch berühmt ist für das Entdecken neuer Talente.

 Hofft, als Model entdeckt zu werden: Rebecca James. Foto: Pribyl

Hofft, als Model entdeckt zu werden: Rebecca James. Foto: Pribyl

Foto: Pribyl

Sie posiert und lächelt. Klick, klick. Noch einmal macht sich Rebecca James die blonden Haare zurecht. Die Britin ist erst 18 Jahre alt, aber die London Fashion Week gehört für sie zu den Höhepunkten des Jahres. Ständig wird sie von Fotografen mit ihren großen Kameras und Bloggern mit ihren kleinen Smartphones angehalten. Sie alle wollen einen Schnappschuss von ihr. Außer einem metallisch-roséfarbenen kurzen Rock, einem schwarzen Hauch von Nichts, das als T-Shirt daherkommen soll, und einem ärmellosen Mantel trägt sie Gänsehaut. Denn das Londoner Wetter hat es zum Auftakt der Fashion Week nicht gut gemeint mit den Modebegeisterten. Trotzdem hielten sie gestern wacker durch. Denn neben den Laufstegen, auf denen renommierte Designer wie Vivienne Westwood, Tom Ford oder Burberry bis Dienstag ihre Kollektionen für den Herbst und Winter 2014/2015 vorstellen, haben Blogger, Trendbewusste und Möchtegernstars die Straßen um den Ort des Geschehens im Zentrum Londons zu ihrem Laufsteg erkoren.

Wie Rebecca James. Sie stammt aus Wales, hat aber gerade bei einer Plattenfirma ihren ersten Vertrag als Sängerin unterschrieben. Nun lebt sie in der Metropole London und will an ihrer Karriere in der Musikbranche feilen. "Mode und Musik passen sehr gut zusammen", sagt sie. Um bekannter zu werden, will sie sich hier präsentieren und Kontakte knüpfen. Die Marke Three Floor Fashion hat ihr dafür die passenden Klamotten gestellt. Dieser Deal lohnt sich für beide Seiten. Die Modemarke ist auf der Fashion Week vertreten, und Rebecca James fällt durch außergewöhnliche Kleidung auf.

Dass nun ausgerechnet sie und zahlreiche Frauen und Männer im Blitzlichtgewitter stehen, die zwar unbekannt, aber mit einem eigenen, ausgefallenen und kreativen Modestil überzeugen, ist ein Phänomen, das sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Schuld daran sind vor allem Modeblogs und soziale Medien, die die Mädchen von "nebenan" zu Designer-Musen machen. Modedesigner Oscar de la Renta sagte einmal: "Der Streetstyle hat inzwischen mehr Einfluss auf die Mode als Filmstars oder sogar die First Lady." Manche Trendsetterin landet so auch in großen Modemagazinen, einige Modebloggerinnen sind selbst zu berühmten und einflussreichen Kritikern aufgestiegen.

Rebecca James weiß das, also lächelt sie und posiert weiter am imposanten Eingang vom Somerset House auf ihren gefährlich hohen Absätzen. An ihr stöckeln zahlreiche junge Frauen vorbei - immer darauf bedacht, zum Schutz ihrer Schuhe so vielen Pfützen wie möglich auszuweichen und dabei trotzdem gut auszusehen. Sie alle hoffen darauf, während dieser fünf Tage entdeckt zu werden - von Modezeitschriften, Designern oder Modelscouts.

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