Wenn die guten Clowns zum Horror werden

Köln · In Berlin hat sich zum ersten Mal ein Opfer gegen die Attacke eines Horror-Clowns gewehrt und ihn niedergestochen. Die Angriffe bleiben für Täter und Opfer nicht ohne Folgen, sagen Experten.

Die Situation eskaliert. Die Opfer der Horror-Clowns wehren sich. In Berlin hat ein 14-Jähriger nach einer Attacke den Clown-Angreifer niedergestochen. Der Kostümierte kämpft jetzt im Krankenhaus um sein Leben. "Gestern abend ist das passiert, was wir immer befürchtet haben, dass das Ganze eskaliert ist", sagte ein Berliner Polizeisprecher. Die Polizei rate davon ab, Widerstand zu leisten und stattdessen besser wegzulaufen. Experten warnen auch davor, dass die Grusel-Attacken körperliche und seelische Folgen für die Opfer haben können. Kinder könnten Ängste vor Dunkelheit oder dem Alleinsein entwickeln.

Der Clown scheint also auf dem besten Weg zu sein, sich unter Zombies, Vampiren und anderen Erschreckern einzureihen. Oder ist es sogar schon soweit? Bereits 2008 stellten Forscher der britischen Universität Sheffield fest, dass der Anblick von Clowns manche Kinder nicht freut, sondern verängstigt. Und genau das wollen einige Horror-Clowns nach Einschätzung von Harald Dreßing, Leiter der Forensischen Psychiatrie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, erreichen. Unter den Horror-Clowns seien destruktive Menschen mit sadistischen Motiven: "In allen Beispielen wird Macht über eine andere Person ausgelebt," Charakteristisch sei, dass die Macht über vermeintlich Schwache wie Kinder und Ältere ausgeübt werde.

Dabei steht der Clown eigentlich für das Gegenteil. "Der echte Clown berührt die Menschen, vom kleinen Kind bis zum alten Menschen", erklärt Roswitha von dem Borne, Autorin des Buches "Der Clown - Geschichte einer Gestalt". Im Vorwort ihres Buches sagt der berühmte russische Clown Oleg Popov: "Der wahre Clown muss von Natur aus gut sein."

Die Clown-Figuren in Europa entstammen dem italienischen Theater der Frühmoderne, der Commedia dell'Arte. Diese traditionelle Theaterform kennt bestimmte Typen, die durch Maske, Kostüm und ein ganz bestimmtes Verhalten erkennbar sind. "Der Weißclown zum Beispiel ist der Harlekin oder Arlecchino und damit der Ernste, Seriöse, der Tonangebende", erläutert Susanne Matzenau vom Circus Krone in München.

"Sein Gegenpart ist der August, der lustige Nichtsnutz mit den viel zu großen Schuhen, der nichts kann und tut, aber am Ende den Weißclown immer "besiegt" und die Sympathien des Publikums auf seiner Seite hat." So wie derjenige, der es im richtigen Leben dem Chef einmal zeigt.

Unter all den Meldungen über gesichtete Clowns , verstecken sich auch einige Falschmeldungen, warnt die Polizei . Matzenau hat eine Faustregel dafür parat, wie man heute einen echten Clown von einem falschen unterscheiden kann: "Ein traditioneller seriöser Clown verwendet nur die drei Farben Rot, Weiß und Schwarz. Alles andere ist Halloween."

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