Wenn der Haushüter einzieht

Erftstadt · Sie pflegen die Pflanzen, leeren den Briefkasten, versorgen die Katzen: Wer nicht will, dass sein Haus im Urlaub leer steht, kann einen Haushüter engagieren. Vor Einbrechern schützt das nur bedingt, meint die Polizei.

Ulla Halft hat schon in vielen Häusern gewohnt - immer nur für ein paar Wochen und immer bei fremden Leuten. Wenn die Bewohner verreisen, zieht die 66-Jährige ein. Sie leert den Briefkasten, gießt die Blumen oder geht Gassi mit den Hunden. Halft ist Haushüterin und kümmert sich um die Immobilie, wenn die Besitzer in Urlaub sind.

Die Idee des Haushütens stammt ursprünglich aus den USA und England. Dort ist "Homesitting" seit den 1970er Jahren bekannt. Auch in Deutschland sei die Nachfrage steigend, sagt Kay Scepanik, Vorsitzender des Verbands Deutscher Haushüter-Agenturen (VDHA) in Erftstadt , einem bundesweiten Zusammenschluss von Firmen, die Haushüter vermitteln. Häufiger Grund, um einen Haushüter in Anspruch zu nehmen, sei die Angst vor Einbrechern. Und die ist zuletzt bei vielen Menschen gewachsen: Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt seit 2008 - auf gut 152 000 im vergangenen Jahr erfasste Fälle.

In Urlaubszeiten könnten Haushüter eine Maßnahme sein, um ein Haus bewohnt wirken zu lassen, sagt Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. "Um Einbrüchen vorzubeugen, sollte von außen nicht erkennbar sein, wenn die Hausbesitzer abwesend sind." Allerdings: "Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass irgendwann eingebrochen wird, wenn man gar nicht in Urlaub, sondern nur mal ein paar Stunden weg ist", betont der Kriminaloberrat. Weit mehr als ein Drittel aller Einbrüche ereigneten sich tagsüber, und den Tätern reiche schon eine kurze Zeitspanne aus. Wichtig sei eine gut funktionierende Nachbarschaft, bei der Nachbarn auf ungewöhnliche Vorkommnisse oder verdächtige Personen achteten und im Zweifelsfall die Polizei alarmierten.

Brigitte Borchers und ihr Mann haben schon mehrfach einen Haushüter engagiert. "Wir haben zwei Katzen , um die sich jemand kümmern muss, wenn wir weg sind", sagt die 64-Jährige. Dass Nachbarn oder Verwandte die Tiere einmal am Tag fütterten, habe ihnen nicht genügt - "unsere Katzen sind sehr verwöhnt". Ein Haushüter habe sich als ideale Lösung herausgestellt, weil er nahezu rund um die Uhr da sei. Rund 60 Euro kostet der Service pro Tag, die Haushüter sind bei ihrer Agentur auf Minijob-Basis angestellt. Vorher gibt es ein Treffen mit den Bewohnern, bei dem anhand einer Checkliste genau festgelegt wird, welche Aufgaben Haushüter wie Ulla Halft haben. "Die Leute sagen mir, wann die Rollläden hochgezogen werden müssen, ob ich ans Telefon gehen und welche Handwerker ich bei einem Wasserrohrbruch benachrichtigen soll", erzählt die frühere Lehrerin aus St. Augustin bei Bonn. Außerdem wird bei dem Treffen geschaut, ob die Chemie zwischen Haushüter und -besitzer stimmt. "Haushüten ist Vertrauenssache. Es gehört ja schon etwas dazu, einen Fremden allein in seine persönliche Umgebung zu lassen", sagt VDHA-Chef Scepanik. Bewerber würden überprüft und müssten ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.

"Für mich selbst ist das dann auch fast wie Urlaub", sagt Ulla Halft. "Ich komme viel herum. Und ich mag es, an verschiedenen Orten zu sein."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort