Was geschah in Shantis Kommune?

München. Friede und Ruhe heißt Shanti auf Sanskrit. Der mit New-Age-Musik zum Multi-Millionär gewordene Oliver Shanti (Foto: ddp) ist an diesem Mittwoch aber nicht ruhig und friedlich: Der 60-jährige Ex-Hippie wähnt sich als Opfer eines Komplotts und beteuert seine Unschuld. Mitglieder seiner früheren Kommune haben ihn angezeigt

München. Friede und Ruhe heißt Shanti auf Sanskrit. Der mit New-Age-Musik zum Multi-Millionär gewordene Oliver Shanti (Foto: ddp) ist an diesem Mittwoch aber nicht ruhig und friedlich: Der 60-jährige Ex-Hippie wähnt sich als Opfer eines Komplotts und beteuert seine Unschuld. Mitglieder seiner früheren Kommune haben ihn angezeigt. Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 314 Fällen steht Shanti vor Gericht. Weil er sich in der Untersuchungshaft den hochgradig ansteckenden MRSA-Keim eingefangen hat, wird Shanti aus dem Münchner Gefängnis Stadelheim in weißer Schutzkleidung und mit Atemmaske ins Gericht gebracht. Um eine Übertragung zu verhindern, sitzt er während des Prozesses außerdem in einem Glaskasten. So bizarr der äußere Rahmen für das Verfahren damit wirkt, so bizarr ist auch die Lebensgeschichte des Angeklagten. Der 1948 geborene Shanti ist Sohn eines Hamburger Oberregierungsrats. Mit 13 Jahren habe er auf einem Schiff angeheuert, berichtet er im Gericht. Ab 1968 habe er in Berlin in einer Kommune gelebt. Kiffend sei er später durch Indien gezogen und habe dort bei indischen Musiklehrern studiert. Ende der 70er Jahre zog es Shanti nach Deutschland zurück. Dort baute er etwas auf, was manchen heute als Sekte mit ihm als Guru erscheint, Shanti selbst aber als Kommune mit freien Geistern bezeichnet: Zunächst nur in Niederbayern, bald in München und schließlich in Portugal lebte er mit Freunden zusammen. Shanti schrieb in der Kommune Musik, die sich mit einer Mischung aus Pop, Weltmusik und New Age bald blendend verkaufte. Jahrelang schien alles erfolgreich zu laufen. Doch 2002 kam nach einer Anzeige etwas zum Vorschein, was zum Prozessauftakt vollkommen gegensätzlich erzählt wird. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Shanti seine herausgehobene Rolle in der Kommune pervers ausgenutzt hat. Seit den 90er Jahren habe er sich an die Kinder seiner Kommunarden gemacht. Er habe sie in sein Zimmer gelockt und sich dort an ihnen vergangen. Vier Jungen und Mädchen, die zur Tatzeit zwischen acht und 14 Jahre alt waren, soll Shanti in 314 Fällen missbraucht haben. Shanti bestreitet die Vorwürfe, spricht von einer Komplott-Theorie: Demnach sollen seine einstigen Kommunarden über Jahre das durch seine Musik erwirtschaftete Geld abgezwackt haben. Um 5,5 Millionen Euro sei er zunächst geprellt worden, später seien ihm in Portugal Immobilien im Millionenwert entzogen worden. Um das Vermögen einsacken zu können, solle er nun mit Hilfe der Kinder zerstört werden.

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