Von Panne zu Panne

München · Im Jahr 1964 nahm der ADAC seinen Notruf unter der Nummer 22 22 22 in Betrieb. Das ist nun 50 Jahre her. Seitdem hat sich viel getan. 2014 war ein schweres Krisenjahr für den Automobilclub.

Es ist ein Stück Imagepflege, das der krisengebeutelte Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC ) gerade gut gebrauchen kann. Vor 50 Jahren hat der Club seinen Notruf aus der Taufe gehoben und zu diesem Jubiläum einige Zeitzeugen aufgeboten, die es mit Leben füllen. Das ist manchmal makaber wie die Geschichte mit der toten Oma. Die war bei einem sommerlichen Familienurlaub mit Enkeln und Eltern in Spanien gestorben. Weil es billiger und unbürokratischer war, blieb der Familienanschluss aber auch nach ihrem Dahinscheiden erhalten, erzählt Blüml. Die Oma wurde zwischen beide Kinder auf den Rücksitz des VW Käfer gepackt. Bis in die Schweiz ging über alle Grenzen hinweg alles gut. Dann wurde dort das Auto gestohlen, wenn auch bald wieder aufgefunden, weil der Dieb von der Leiche verschreckt wurde. Vor der Polizei verbergen ließ sie sich aber nicht mehr. Die Oma wurde dann vom ADAC legal nach Deutschland gebracht.

Damals habe es den Rücktransport Verstorbener noch gar nicht als ADAC-Leistung gegeben, stellt James Wallner klar. Er ist Vorstand der ADAC-Schutzbriefversicherung. Aber die Idee dazu war damit geboren. Es gebe übrigens immer wieder Fälle, wo der ADAC eingeschaltet wird, um Verstorbene nach Deutschland zu überführen, deren Angehörige zuvor versucht haben, sie illegal im eigenen Auto über die Grenze zu schaffen, versichert Wallner. Meistens wird der Notruf unter der Telefonnummer 22 22 22 aber für Lebende aktiviert, wenn auch unter mehr oder weniger katastrophalen Umständen. Die Spanne reicht von einer Autopanne im Ausland über Campingplatzbrände bis hin zu Erdbeben oder dem Tsunami 2004 in Thailand. Über 700 000 Hilferufe, in Not geratener Mitglieder gehen heute jedes Jahr beim ADAC und seinen Notrufstationen in 16 Ländern ein. 2013 wurden davon knapp 14 000 Krankenrücktransporte ausgelöst und über 15 000 Unfall- oder Pannenfahrzeuge aus dem Ausland zurückgeholt. 20 Millionen Hilfeleistungen waren es seit 1964. Mittlerweile hilft moderne Computertechnik. In den Anfängen gab es nur ein Telefon für alles, erinnert sich Blüml. Manchmal habe er unter den Tisch kriechen müssen, um etwas zu verstehen, weil die Leitungen so schlecht waren. "Damals haben die Leute noch aus Italien angerufen, um sich Routenvorschläge am Telefon machen zu lassen", beschreibt der ADAC-Helfer die Anfänge. Oft ging es aber um weit Ernsteres, zum Beispiel einen Campingplatzbrand in Apulien 2007 mit vielen Toten. Die Überlebenden hatten oft nichts mehr als eine Badehose. Die Gestrandeten hat der ADAC in Bussen zurück nach Deutschland gebracht. Moderne Technik bringt mitunter auch mehr Dramatik, wenn zum Beispiel ein ADAC-Mitglied vom Handy aus anruft, während sein Campingplatz brennt und er sich vor den Flammen ins Meer gerettet hat. Meistens ist der Helferalltag weit harmloser. Dann werden Medikamente verschickt oder Ersatzteile, sei es ein Zylinderkopf nach Kirgisien oder ein Austauschmotor nach Malaysia. Im Inland ist Hilfe übrigens für alle ADAC-Mitglieder kostenlos. Anfang des Jahres hat der 19 Millionen Mitglieder starke Club aber selbst eine schwere Panne erlitten. Die Ergebnisse seines Autopreises Gelber Engel wurden von einem leitenden Mitarbeiter manipuliert. Auch andere Unregelmäßigkeiten wurden bekannt und Besserung gelobt.

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