Von Onni bis Barack

Mannheim. Sophie, Lotte, Karl oder doch Kevin? Über das Internet oder spezielle Lexika suchen werdende Eltern gern nach Vornamen. Nun hat der Mannheimer Dudenverlag die 6. Auflage seines Vornamen-Lexikons veröffentlicht. "Bei Namen gibt es grundsätzlich eher langfristige Trends

Mannheim. Sophie, Lotte, Karl oder doch Kevin? Über das Internet oder spezielle Lexika suchen werdende Eltern gern nach Vornamen. Nun hat der Mannheimer Dudenverlag die 6. Auflage seines Vornamen-Lexikons veröffentlicht. "Bei Namen gibt es grundsätzlich eher langfristige Trends. An den Namenslisten sieht man auch, dass sich Namen zum Beispiel langsam nach oben arbeiten", sagt der Autor Volker Kohlheim. Nachdem 2007 das Lexikon um 2000 in Deutschland gebrauchte Vornamen von Familien mit Migrationshintergrund ergänzt wurde, sind nun weitere 200 Namen zu den insgesamt 8000 dazugekommen.In der jüngsten Ausgabe finden sich europäische Koseformen von gängigen Namen, präzisere Informationen zur Entstehung, die unterschiedliche Betonung von Vornamen sowie neu aufgetauchte Prominamen. So erfahren die Leser, dass der erste Vorname von US-Präsident Barack Obama auf eine anglisierte Form des Suaheli-Namens "Baraka" zurückgeht. Das gleichlautende arabische Wort hat die Bedeutung "Segen".

Bei islamischen Eltern haben die Sprachforscher einen neuen Trend ausgemacht. Die traditionellen Namen wie Ali und Mehmet sind zwar immer noch die häufigsten, daneben aber erscheinen neue. So neigen türkische Eltern zunehmend zu Namen alttürkischer Herkunft, die keinen religiösen Hintergrund haben. Ein typisches Beispiel ist dabei der männliche Vorname Mert - mit der Bedeutung "freigebig, tapfer, aufrichtig".

Auch Promifans werden im Nachschlagewerk fündig: Charlène, der Vorname der Fürstin von Monaco, wurde neu aufgenommen. "Den Namen in französischer Aussprache gab es vorher nicht, er ist englischer Herkunft", sagt Kohlheim. Zudem halte der Trend zur Individualisierung an. Infolgedessen werden ständig neue Namen aus anderen Kulturkreisen von deutschen Eltern übernommen.

Traditionelle, aber experimentierfreudige Eltern könnten ihren Sohn dagegen auf den neu aufgenommenen Eilrich taufen lassen. Dabei handelt es sich um einen alten deutschen männlichen Vornamen. Dieser bezieht sich auf die noch ältere Form Agilrich und bedeutet frei übersetzt "Schreckensherrscher". Dies könnte aber schon im Kindergarten zu Missverständnissen führen. Politisch korrekter wäre da eher der aus dem Finnischen stammende Jungenname Onni, der einfach Glück bedeutet.

Folke Mitzlaff von der Universität Kassel hatte bei der Suche nach schönen Vornamen für seine Kinder nie ein Problem. "Leider stimmt der Kontext eines Namens nicht immer, ein schöner Vorname aus der Südsee ist für eine deutsche Familie nur bedingt alltagstauglich." Deshalb entwickelte der 32-jährige Informatiker und Familienvater die Website "nameling.net", die seit März 2012 online ist. Diese analysiert Namensumfelder sowie Häufigkeiten und statistische Beziehungen zwischen Namen im Internet.

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