Von Kaiser Franz Joseph zum Vater der Äthiopier

München/Salzburg. Aus der Öffentlichkeit hat er sich seit 2011 zurückgezogen, aber die anstrengenden Reisen in sein geliebtes Äthiopien nimmt er noch auf sich. Karlheinz Böhm, Gründer der Äthiopienhilfe "Menschen für Menschen", hat nach der Schauspielerei die Rolle seines Lebens in Afrika gefunden. An diesem Samstag wird er 85 Jahre alt

München/Salzburg. Aus der Öffentlichkeit hat er sich seit 2011 zurückgezogen, aber die anstrengenden Reisen in sein geliebtes Äthiopien nimmt er noch auf sich. Karlheinz Böhm, Gründer der Äthiopienhilfe "Menschen für Menschen", hat nach der Schauspielerei die Rolle seines Lebens in Afrika gefunden. An diesem Samstag wird er 85 Jahre alt. Feiern will er im kleinen Familienkreis zu Hause bei Salzburg, wo er mit seiner äthiopischen vierten Frau Almaz (48) lebt. Ihre gemeinsamen Kinder Nicolas und Aida sind inzwischen erwachsen.Karlheinz Böhm hat als Schauspieler eine rasante Karriere gemacht. Der Sohn des Dirigenten Karl Böhm erhielt 1949 neben O. W. Fischer sein erstes Engagement am Wiener Burgtheater. Bald folgten TV-Rollen und Kinofilme. Über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt wurde er als "Märchenkaiser" Franz Joseph in den Sissi-Filmen an der Seite von Romy Schneider. Maßgeblich beeinflusste ihn die Arbeit mit Rainer Werner Fassbinder, die sein sozialkritisches Denken schärfte.

Eine Fernsehwette veränderte sein Schauspieler-Leben komplett. Aufgewühlt durch Berichte über die Not in Afrika wettete Böhm in Frank Elstners "Wetten, dass..?"-Sendung am 16. Mai 1981, dass nicht jeder Zuschauer eine Mark für die Menschen vor Ort spenden würde. Böhm behielt recht - dennoch kam ein Millionen-Betrag zusammen. Er hängte seine Karriere als Filmstar an den Nagel und gründete die Äthiopienhilfe "Menschen für Menschen".

4,5 Millionen Menschen hat die Stiftung mittlerweile in Äthiopien geholfen, das zu den ärmsten Ländern der Welt zählt. Mehr als 300 Schulen sind unter der Anleitung von "Menschen für Menschen" entstanden. Mit der Bevölkerung wurden hunderte Brunnen gebohrt, brachliegendes Land wieder nutzbar gemacht und Gesundheitsstationen eingerichtet. Böhm hat sich in Äthiopien nie politisch geäußert. Vor gut 15 Jahren fasste er ein besonders heißes Eisen an: die Beschneidung von Mädchen. Er startete eine Kampagne - mit Erfolg.

"Abo" Karl, Vater Karl, nennen die Äthiopier den Deutsch-Österreicher. Plätze und Berge in dem Land sind nach ihm benannt. Zum 30-jährigen Bestehen seiner Stiftung zog sich Böhm von den Leitungsaufgaben zurück und übergab seiner Frau Almaz das Zepter. Derzeit ringt die Stiftung darum, nach Verschwendungsvorwürfen eines ehemaligen Großspenders Klarheit zu schaffen.

Böhm ist seit einem Autounfall 2007 in Äthiopien angeschlagen. Trotzdem besuchte er zwei Mal Projekte seiner Stiftung. "Ich habe in Äthiopien den Sinn meines Lebens gefunden", sagte er einmal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort