Von Geliebter zur Première Dame?

Paris · Für die französische Presse ist die Sache klar: Julie Gayet wird man als offizielle Partnerin von Präsident François Hollande öfter sehen. Anlass zu den Spekulationen ist der Auftritt der Schauspielerin bei einem offiziellen Termin.

Die Aufregung ist groß. Völlig überraschend ließ sich die Schauspielerin Julie Gayet diese Woche bei einer Weltkriegs-Gedenkveranstaltung blicken - und erschien dabei erstmals bei einem offiziellen Termin von Frankreichs Staatschef François Hollande . Das Paar trat zwar nicht gemeinsam auf, vielmehr begleitete die blonde Darstellerin ihren als Weltkriegsveteranen dekorierten Großvater. Doch das Urteil der Presse ist einhellig: Die 43-Jährige nimmt langsam die Rolle einer Première Dame an. Für Hollande ein heikler Balanceakt.

Rückblende, Januar 2014: Das Magazin "Closer" deckt die heimliche Liebesaffäre des Staatschefs mit der Schauspielerin auf, druckt Fotos, wie der Präsident sich mit einem Motorroller zu Treffen in einer Pariser Wohnung fahren lässt. Hollande verurteilt die Veröffentlichung als Verletzung seiner Privatsphäre, die Liebesaffäre aber dementiert er nicht. Von seiner langjährigen Lebensgefährtin Valérie Trierweiler, die an seiner Seite als First Lady in den Elysée-Palast eingezogen war, trennt er sich wenige Wochen später. Immer wieder wurde spekuliert, ob Hollande und Gayet tatsächlich ein Paar seien. Wiederholt druckten Klatschmagazine heimlich aufgenommene Fotos, die die beiden gemeinsam zeigen, unter anderem auf einer Terrasse des Elysée-Palasts. Immer weniger um Heimlichkeit bedacht, sollen sich Hollande und Gayet privat bei Freunden treffen.

Und dann der Auftritt an der Gedenkstätte Mont-Valérien, wo am Donnerstag des Aufrufs von Charles de Gaulle am 18. Juni 1940 zum Widerstand gegen Nazi-Deutschland gedacht wurde. Gayet begleitete ihren Großvater Alain, hielt sich diskret im Hintergrund, näherte sich zu keinem Zeitpunkt Hollande und verließ den Ort dann ebenso unauffällig, wie sie gekommen war.

Kein wirklicher Auftritt an der Seite des Präsidenten also, aber doch ein gemeinsamer öffentlicher Termin. Am selben Tag veröffentlichte das People-Magazin "Paris Match" die Titelgeschichte "Julie Gayet im Scheinwerferlicht - Wie sie langsam ihre neue Rolle annimmt". Geschildert wird, wie Gayet mit ihrem strahlenden Lächeln, ihren eleganten Kleidern und ihrer herzlichen Art ihre Bekanntheit auch in den Dienst wohltätiger Zwecke stellt. Das Fazit von "Paris Match": "Sie hat den Stil einer Première Dame, den Terminkalender einer Première Dame. Aber es fehlt ihr der Titel."

Versucht der Elysée-Palast etwa, die Franzosen langsam und behutsam an eine neue Première Dame zu gewöhnen? "Es gibt von unserer Seite keinerlei Strategie", beteuert ein Hollande-Berater. Doch allen ist klar: Der 60-Jährige kann nicht ewig herumdrucksen, wenn es um sein Privatleben geht. Bei einem Präsidenten bekommen auch private Dinge eine politische Dimension. Die Franzosen wollen wissen, woran sie bei Hollande sind.

Zumal langsam aber sicher das Wahlkampfjahr 2017 näher rückt. "Der Präsident wird seine private Situation vor dem Wahlkampf auf die eine oder andere Art klarstellen müssen", zitiert die Tageszeitung "Le Parisien" einen Hollande-Vertrauten. Die Regionalzeitung "Midi Libre" rechnet damit, dass Hollande die Beziehung mit Gayet "in den kommenden Monaten" offiziell machen werde. Und orakelt, für Hollande könne die bei den Franzosen beliebte Gayet eine "gute Wahlkampf-Fee" werden.

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