Vom Turmbau zu New York

New York. Im Süden Manhattans entsteht fast ein Jahrzehnt nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 auf dem "Ground Zero" das neue World Trade Center (WTC) - ein Milliardenprojekt. Wenn alles gut geht, soll es in zwei Jahren fertig sein. Doch vieles ging bisher nicht gut.New York ist ein Symbol des Westens: laut, gierig, brutal, tolerant, bunt und voller Kultur

 Der Gesamtkomplex des neuen New Yorker World Trade Centers wird nach einer Studie erst 2037 fertig sein. Foto: dpa

Der Gesamtkomplex des neuen New Yorker World Trade Centers wird nach einer Studie erst 2037 fertig sein. Foto: dpa

New York. Im Süden Manhattans entsteht fast ein Jahrzehnt nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 auf dem "Ground Zero" das neue World Trade Center (WTC) - ein Milliardenprojekt. Wenn alles gut geht, soll es in zwei Jahren fertig sein. Doch vieles ging bisher nicht gut.New York ist ein Symbol des Westens: laut, gierig, brutal, tolerant, bunt und voller Kultur. Und die beiden Türme des alten WTC, die aus der New Yorker Skyline deutlich herausragten, waren für viele Symbole für den Fortschritt, aber auch für Dekadenz und Größenwahn. So gigantisch wie die Ideen für ein neues Symbol der US-Metropole waren, so riesig sind inzwischen die Probleme des Projekts. Dabei reden unter anderem ein profitorientierter Immobilienmagnat und ein patriarchalischer Bürgermeister mit.

Ende 2002 wurden sieben Entwürfe vorgestellt, der kühnste mit einem 700 Meter hohen Bau. Doch es gewann der in Berlin lebende polnisch-israelisch-amerikanische Architekt Daniel Libeskind. Sein Entwurf war elegant, verwegen, modern - ganz so, wie es die New Yorker mögen. Und er war mutig, groß und symbolträchtig - ganz, wie es viele Amerikaner mögen. Ein Turm soll über alle hinwegragen wie früher die Zwillingstürme. Gut 541 Meter soll er hoch sein, 130 Meter höher als die Vorgänger. In Fuß sind das 1776 - das Gründungsjahr der USA. Mit der gewunden wirkenden Gestalt erinnerte der Entwurf nicht zufällig an die Freiheitsstatue. Und New Yorks damaliger Gouverneur George Pataki hatte auch gleich einen Namen: Freedom Tower, Freiheitsturm. "Eine Bestätigung des Lebens" nannte Libeskind seinen Entwurf: "Man kann nichts bauen, wenn man nicht an die Zukunft glaubt und hoffnungsvoll ist." Das überzeugte die New Yorker, die die Entwürfe eines ersten Architekturwettbewerbs zuvor noch als einfallslos abgelehnt hatten. Zum fünften Jahrestag, also im September 2006, sollte der Turm fertig sein.

Doch die "New York Times" sagte gleich voraus, dass kein Entwurf umgesetzt werde, weil alle "wenig mit der Realität zu tun" hätten. Chic, aber unpraktisch. Larry Silverstein, der Pächter des 65 000 Quadratmeter großen Grundstücks, sagte, der Entwurf sei nur schwer zu nutzen und noch schwerer zu finanzieren. Er beauftragte den Libeskind-Konkurrenten David Childs mit der Überarbeitung. Silverstein ist nach Donald Trump der bekannteste Immobilienmann New Yorks. Er hatte für 3,2 Milliarden Dollar (damals 3,6 Milliarden Euro) die Zwillingstürme für 99 Jahre gepachtet - sechs Wochen vor den Anschlägen. Seither bemüht er sich, die Buchstaben WTC wieder zu einem Geschäft zu machen. Gute Kontakte zur Politik sind da hilfreich. Die Hafenbehörde (Port Authority) als Eigentümerin von Grundstück und Gebäude wird beides weiter verpachten.

Keiner weiß so genau, was das Projekt eigentlich kosten soll. Drei Milliarden sollen es für den Hauptturm sein, vielleicht vier. Für das Gesamtprojekt werden mal fünf, mal sieben, mal 15 Milliarden Dollar geschätzt. Fünf Hochhäuser soll das neue World Trade Center haben. "7 WTC" ist schon seit fünf Jahren fertig, steht allerdings etwas abseits und nicht auf dem "Ground Zero". Zur Eröffnung war nur ein Fünftel des 228 Meter hohen Gebäudes vermietet. Eine Analyse der Port Authority kam im April 2009 zu dem Schluss, dass der Gesamtkomplex erst 2037 komplett eingerichtet und vermietet sein dürfte.

Die New Yorker fragen sich ohnehin, wer auf die 1,3 Millionen Quadratmeter Bürofläche ziehen soll. Massenhaft steht Büroraum in der Stadt leer. Und so sehr die Symbolik "WTC" lockt, so sehr schreckt sie auch ab: Viele haben Angst, in einem Büro im 60., 80. oder gar 100. Stock zu arbeiten.

Von dem Libeskind-Entwurf für den Hauptbau ist kaum noch etwas übrig. Statt der schlanken, verdrehten, eleganten Gestalt soll in zwei Jahren ein schlichter, aber gut vermietbarer Turm zwischen Hudson und East River stehen. Innovativ ist der Bau nicht mehr. Dafür soll er das höchste Gebäude der USA und das zweithöchste der Welt werden.

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