Biografie von MontanaBlack Vom Junkie zum Youtuber

Buxtehude · Klauen, Koks und Kiffen, so beschreibt Marcel Eris sein Leben, bevor er über Youtube bekannt wurde. Darüber hat der 31-Jährige nun ein Buch geschrieben.

 Youtuber Marcel Eris alias MontanaBlack in seinem Arbeitszimmer in Buxtehude.

Youtuber Marcel Eris alias MontanaBlack in seinem Arbeitszimmer in Buxtehude.

Foto: dpa/Philipp Schulze

Wenn Marcel Eris seinen neuen Sportwagen im Autohaus abholt, schauen ihm dabei Tausende Jugendliche zu. Mindestens. Als MontanaBlack stellt er regelmäßig Videos auf der Internetplattform Youtube online. Mehr als 1,9 Millionen Menschen haben seinen Kanal abonniert. Und verfolgen so sein Leben mit all den Details, die er preisgibt. Der 31-Jährige aus dem niedersächsischen Buxtehude gilt als einer von Deutschlands erfolgreichen Youtubern und Live-Streamern.

Nun hat der Norddeutsche mit Co-Autor Dennis Sand ein fast 270 Seiten langes Buch über sein Leben geschrieben – und ist damit quasi über Nacht zum Erfolgs-Autor geworden. Seit fast drei Wochen steht es auf Platz 1 der Bestseller-Liste für Sachbücher. Die erste Auflage (75 000 Stück) ist fast verkauft. Die dritte Auflage ist bereits erschienen. Der Titel gilt schon jetzt als eines der erfolgreichsten Bücher des Münchner Riva-Verlages (Münchner Verlagsgruppe), der auch schon die Biografien von Torwart Oliver Kahn und Musiker Bushido publiziert hat.

Bekannt geworden ist Marcel Eris damit, dass er sich beim Videospiele spielen und kommentieren gefilmt hat. Irgendwann erzählte der Norddeutsche dabei auch aus seinem Leben. Kurz zusammengefasst: Klauen, Koks und Kiffen. Allein das Video „Vom Junkie zum Youtuber“ ist bislang fast eine Million Mal aufgerufen worden. Seitdem wird Eris, der sich die Postleitzahl von Buxtehude neben sein linkes Ohr und eine kleine Krone unter sein rechtes Auge tätowieren ließ, von vielen Jugendlichen fast schon verehrt.

In seinem Buch beschreibt er sein Leben – von der Kindheit, die er viel bei seinen Großeltern verbracht hat, getrennt lebenden Eltern, seinem ersten Kontakt zu Marihuana und Koks, seinen ersten kleinen Diebstählen für Drogen über Kreditkartenbetrug in Höhe von mehreren Tausend Euro und einer kurzen Obdachlosigkeit sowie der Zeit in der Entzugsanstalt. Keinen Tiefpunkt lässt Eris dabei aus, beschreibt detailliert die Straftaten – alle verjährt.

Uneitel legt er seine Schwächen offen und erzählt so viele Details aus seinem Leben, dass man nach Abschluss der Lektüre meint, man sei mit ihm befreundet. Er wolle seinen jungen Zuschauern zeigen, wie viel man durch Drogenkonsum verlieren kann. Er habe das Buch vor allem gemacht, um seine Gefühle aus der Zeit verarbeiten zu können, sagt er. „Ich habe das Buch nicht fürs Geld geschrieben.“ Außerdem erreiche er so eine ganz andere Zielgruppe.

Gleichzeitig werden viele seiner Stammzuschauer, wie er sie nennt, plötzlich auch Leser. „Viele haben geschrieben, dass sie deshalb das erste Mal seit Jahren wieder ein Buch lesen. Das ist ja auch ein Kompliment“, sagt Eris dazu. „Ich bin ja auch nicht so ein Bücherwurm.“ Etwa 22 000 Menschen haben sein Buch noch vor der Veröffentlichung vorbestellt. Das habe es so im Riva-Verlag noch nicht gegeben, sagt ein Verlagssprecher.

MontanaBlack ist nicht der erste Youtuber, der seinen digitalen Erfolg nutzt, um auch in der analogen Welt Erfolg haben zu können. Buchverlage haben längst erkannt, dass die „digital natives“ eine lukrative Zielgruppe sein können. Verleger und Schriftsteller Florian Illies vom Hamburger Rowohlt-Verlag sagte beispielsweise kürzlich im „Börsenblatt“: „Wenn es uns gelingt, mit den Menschen, die auf Instagram oder durch Podcasts eine große Schar von Followern haben, ein authentisches, faszinierendes Buch zu machen, dann werden wir sehen, dass vermeintliche Nichtleser eben doch wieder zu Buchkäufern werden.“

Trotz seines Ruhms erscheint Eris wie der nette Junge von nebenan: Er verehrt seine Oma und parkt seinen geleasten Lamborghini 200 Meter entfernt bei Opa in der Garage. In seiner Wohnung hat er zwei große Fischaquarien, mehrere Stiegen Eistee stehen auf seinem Balkon, und Mops Kylo liegt faul auf dem Boden herum.

Noch immer veröffentlicht er mehrmals wöchentlich Videos. Sein Arbeitszimmer mit den vier Bildschirmen gleicht einem modernen Studio. Teuer ausgestattet, zurückhaltend beleuchtet, sauber, eine Baseballcap-Sammlung an der Wand.

Wie es mit ihm künftig weitergeht, darüber macht sich der hochgewachsene Eris kaum Gedanken. Reisen und ein eigenes Haus fände er ganz gut. Aber sonst? „Was in einem Jahr ist, werde ich dann sehen.“

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