Vom Eisbaden bis zur Hexe Befana

Rom/Moskau/Athen · Am 6. Januar wird nicht überall wie in Deutschland der Dreikönigstag gefeiert. Die Russen, Italiener und Griechen zelebrieren das Fest der Erscheinung Jesu – und das mit ganz eigenen Traditionen und Bräuchen.

Mit Neujahr sind in einigen Ländern die winterlichen Feiertage nicht vorbei. In kirchlicher Tradition folgt in Italien, Russland und Griechenland auf Weihnachten Epiphanias, das Fest der Erscheinung Jesu. In Deutschland ist daraus der Dreikönigstag am 6. Januar geworden.

Italien: Das Epiphanias-Fest am 6. Januar ist für die Italiener fast so wichtig wie Weihnachten . Vor allem Kinder warten gespannt darauf, denn die Hexe Befana befüllt ihnen die Socken mit Süßigkeiten und Geschenken. Erst seit ein paar Jahren gibt es in Italien auch an Weihnachten Geschenke, vorher mussten die Kinder wie in Spanien immer bis zum 6. Januar warten. Der Tag wird in ganz Italien groß mit unterschiedlichen Bräuchen gefeiert. So wird in Venetien eine Heugarbe mit einer Befana-Puppe an der Spitze angezündet. An der Richtung der Rauchfahne lässt sich der Legende nach erkennen, wie das Jahr verläuft. In vielen Städten Italiens wie in Florenz gibt es festliche Umzüge mit bunten Kostümen und Gesang. In Rom und Neapel verbringen die Menschen die Nacht auf den 6. Januar gemeinsam auf den Plätzen, auf denen dann Spielwaren und Süßigkeiten verkauft werden.

Russland: Nowy God (Neujahr) ist für die Russen das wichtigste Familienfest im Jahreskreislauf. Aber dann geht es bis Mitte Januar noch so lange weiter mit Feiern wie in keinem anderen Land. Das liegt daran, dass die russisch-orthodoxe Kirche nach dem alten julianischen Kalender lebt, der zum westlichen gregorianischen Kalender 13 Tage versetzt ist. Also fällt Weihnachten auf den 6. Januar, ist aber in Russland ein eher stilles kirchliches Fest.

Der russische Staat hat seinen Bürgern eine zehntägige Neujahrspause verordnet. Das Land kommt erst am 11. Januar wieder in Gang. Dank der kirchlichen Rechnung steht am 13. Januar das Fest Alt-Neujahr an. Und auch die Taufe Jesu wird in Russland gefeiert. Zu "Kreschtschenie" am 19. Januar holen Gläubige in den Kirchen geweihtes Wasser. Mutige tauchen in Eislöchern unter zur rituellen Reinigung nach der langen Reihe von Festtagssünden.

Griechenland/Zypern: Im Südosten Europas geht es am 6. Januar nass zu, die griechisch-orthodoxe Kirche feiert "Ta Agia Theofania", die Taufe Jesu. Überall segnen Priester die Gewässer - hauptsächlich das Meer, im Landesinneren auch Flüsse und Seen. Zur Zeremonie versammeln sich die Menschen am Ufer, der Priester weiht ein Holzkreuz und wirft es ins bitterkalte Nass. Dann hechtet die Jugend hinterher, denn wer das Kreuz ergattert, hat das ganze Jahr über Glück.

Der Volksmund schreibt dem Fest auch reinigende Wirkung zu: Solange das Christuskind nicht getauft ist, ziehen wilde, dreckige und stinkende Kobolde (griechisch: Kallikantzaroi) aus der Unterwelt durchs Land. Die schwarz behaarten Monster mit funkelnden roten Augen sind halb Mensch, halb Ziege. Sie verunreinigen alles Essbare und ärgern die Menschen. Nach der Segnung jedoch sind Wasser und Erde gereinigt, die Kobolde kehren zurück in die Unterwelt.

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HintergrundDie katholische Kirche feiert zum Dreikönigsfest am 6. Januar die "Erscheinung des Herrn". Der biblischen Überlieferung zufolge reisten Caspar, Melchior und Balthasar von einem Stern geleitet nach Bethlehem und huldigten dem Christkind. Es waren aber keine Monarchen, sie wurden als Magier, Weise oder Sterndeuter bezeichnet. Der Volksglaube machte die "Drei Weisen" zu Königen. dpa

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