Hamburg. Ihre Rollen als tratschende Hausfrau oder schrullige alte Dame machten sie berühmt, als Darstellerin mit dem trockenen norddeutschen Witz und dem Herzen auf dem rechten Fleck war Heidi Kabel jahrzehntelang eine feste Größe in der Fernseh- und Theaterlandschaft. Gestern starb Deutschlands bekannteste Volksschauspielerin im Alter von 95 Jahren, wie das plattdeutsche Ohnsorg Theater mitteilte, an dem Heidi Kabel ihre Karriere begonnen und noch in hohem Alter gespielt hatte."Wenn der Applaus verklungen ist, überkommt mich jedes Mal ein tiefes inneres Glücksgefühl. Und ich sage mir dann: Schön, dass du das erleben darfst", sagte die Mimin an ihrem 80. Geburtstag. Theaterspielen war ihre Leidenschaft, in ihrer Heimatstadt Hamburg genoss sie einen legendären Ruf, auch wenn sie sich wegen einer Demenzerkrankung in den vergangenen Jahren aus der Öffentlichkeit zurückzog."Heidi Kabel gehörte zu Hamburg wie der Michel", gab Bürgermeister Ole von Beust (CDU) diesen Gefühlen mit Blick auf das Hamburger Wahrzeichen Ausdruck. Der Zufall wollte es, dass Heidi Kabel am 27. August 1914 gegenüber ihrer späteren Wirkungsstätte am Ohnsorg Theater in Hamburg geboren wurde. Ursprünglich hatte sie Pianistin werden wollen, war aber von der Stelle weg als Schauspielerin verpflichtet worden, als sie im Alter von 18 Jahren eine Freundin zum Vorsprechen für eine Rolle im Vorläuferensemble des plattdeutschen Volkstheaters begleitete. Was folgte, war eine Karriere, in der sie in mehr als 160 Bühnenstücken zu sehen war. Mit ihrer resoluten Herzlichkeit spielte sich die dreifache Mutter in den ersten Nachkriegsjahrzehnten, in denen das Ohnsorg Theater von ihrem Mann Hans Mahler als Intendant geleitet wurde, mit Stücken wie "Tratsch im Treppenhaus" in die Herzen des Publikums. Später kamen Auftritte bei Film- und Fernsehproduktionen dazu. Außerdem nahm Heidi Kabel als Sängerin Schallplatten mit Liedern wie "In Hamburg sagt man Tschüss" oder "Der Junge von St. Pauli" auf. Erst im Alter von 84 Jahren verabschiedete sie sich von der Bühne, trat aber hin und wieder noch bei Galas auf. Ihren letzten Auftritt hatte die Schauspielerin 2007 in zwei Szenen des Kinofilms "Hände weg von Mississippi", wo sie an der Seite ihrer Tochter Heidi Mahler spielte. Zu Kabels Verehrern gehörte auch Altkanzler Helmut Schmidt. Und wie dieser nahm "uns Heidi", wie sie von vielen Hamburgern gerufen wurde, kein Blatt vor den Mund. Sie war bekannt für soziales und politisches Engagement, prangerte Gewaltdarstellungen im Fernsehen ebenso an wie Gewalt auf den Straßen. Nach einigen Neonazi-Aufmärschen mahnte sie, den Anfängen zu wehren und nicht zu warten, "bis wieder die Karikatur eines starken Mannes aufsteigt".