Verspielte Königskinder

London · Mit dem goldenen Löffel im Mund kommen die Kinder des britischen Königshauses nur im übertragenen Sinn zur Welt. Dafür dürfen sie mit Puppen in Designerkleidern und James-Bond-Autos spielen.

Eines der ersten Worte von Königin Elisabeth II. war "Mama". Die sprachlichen Versuche unterscheiden sich also kaum von jenen anderer Kleinkinder und doch sind sie überraschend, weil die kleine Prinzessin mit ihren 13 Monaten ihre Mutter aufgrund einer Auslandsreise monatelang nicht gesehen hatte. Ein Baby-Tagebuch der Monarchin enthüllt noch viel mehr. Am 26. Januar 1927 bekam sie ihren ersten Zahn und gut zwei Monate später krabbelte sie durch die königlichen Säle. Und dass die Königin schon als kleines Kind gerne typisch britische Gepflogenheiten nachspielte, beweist ihr Teeservice, das rötliche Keramiktassen und eine Kanne in Häschenform umfasst. Mit diesem bediente sie wohl das Hofpersonal und ihre Schwester Margaret beim Nachmittagstee. Schnappschüsse und Filmaufnahmen, auf denen Elisabeth ausgelassen tanzt, begeistert auf einem Pony reitet oder in den königlichen Gärten herumtobt, offenbaren die stets pflichtbewusste Prinzessin von einer anderen Seite.

Die neue Ausstellung "Royal Childhood" in London zeigt zahlreiche Exponate aus der Welt des Hochadels und eröffnet Einblicke in die privilegierte Kindheit der verschiedenen Generationen. Mit was haben sich die kleinen Prinzen und Prinzessinnen der Windsors in den vergangenen 250 Jahren die Zeit vertrieben? Was haben sie getragen? Womit haben sie am liebsten gespielt? Bis zum 28. September sind die Prunkzimmer des Buckingham-Palastes geöffnet und bilden die herrschaftliche Kulisse für die Exponate , historischen Fotos und Filmaufnahmen. Immerhin repräsentiert die Königsfamilie nicht nur in dem farbenfrohen Prunk, sondern lebt auch hier. Fans wird vieles bekannt vorkommen. So können sie beispielsweise den Raum betreten, in dem Prinz William und seine Frau Catherine ihr Hochzeitsfoto aufnahmen. Sie sehen die Kleider von Prinz Harry, die er auf dem Arm seiner verstorbenen Mutter Diana trug, und die Taufrobe des derzeit jüngsten Royal, dem kleinen Prinz George.

"Man vergisst leicht, dass Königskinder Kinder sind wie alle anderen", sagte Kuratorin Anna Reynolds. "Diese reizenden Dokumente ermöglichen einen seltenen Blick in das Leben und die Entwicklungen der Kinder der Royals" - ob es nun darum geht, schreiben zu lernen oder sich vielleicht nicht ganz vorbildlich zu benehmen: "Sie offenbaren die Gemeinsamkeiten aller Kinder." So beschrieb sich die künftige Königin Victoria mit 13 Jahren in ihrem Benimmheft beispielsweise als "sehr, sehr, sehr, sehr schrecklich unartig!!!!!"

Materiell musste der Windsor-Nachwuchs auf nichts verzichten. Im Gegenteil: Aufwendig gestaltete Puppen in Designer kleidung, die die heutige Queen und ihre Schwester auf dem Arm tragen, ein weißes Schaukelpferd, das der derzeit jüngste Royal, Prinz George, von US-Präsident Barack Obama geschenkt bekommen hat, pelzbesetzte Samtschuhe von Prinz Albert Edward oder ein Mini-Wohnwagen, mit dem Prinzessin Anne und Prinz Charles in den 1950er Jahren Camping spielten. All das ist in der Ausstellung zu sehen.

Eines der ältesten Exponate ist eine kunstvoll gearbeitete silberne Rassel aus dem Jahr 1762 , mit der George IV. als Prinz spielte. Ein ganz besonderes Stück gehörte Prinz Andrew, dem jüngeren Bruder des britischen Thronfolgers Charles. Er bekam die Mini-Version des legendären Db 5 vom Autobauer Aston Martin geschenkt - mit gerade einmal sechs Jahren durfte er sich in der originalgetreuen Nachbildung des Nobelwagens wie James Bond höchstpersönlich fühlen. Dieser rettete in "Goldfinger" als Agent 007 die Welt. Das Spielzeugauto mit dem Nummernschild "JB 007" verfügt über viele der berühmten Extras des Filmschlittens, zum Beispiel ein drehbares Nummernschild oder versteckte Spielzeug-Maschinengewehre. Die Höchstgeschwindigkeit lag allerdings lediglich bei 16 Kilometern pro Stunde.

Ausstellung "Royal Childhood" im Buckingham-Palast, täglich von 9.30 bis 19.30 Uhr, im September bis 18.30 Uhr

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