Versinkt Paris im Dunkeln?

Paris. Nicht erst seit Woody Allens filmischer Hymne an die französische Hauptstadt, "Midnight in Paris", heißt es, dass keine Metropole romantischer ist als die "Stadt der Lichter" ("Ville Lumière"). Ihre magische Stimmung ab Einbruch der Dunkelheit ist einer der großen Trümpfe der meist besuchten Stadt der Welt

Paris. Nicht erst seit Woody Allens filmischer Hymne an die französische Hauptstadt, "Midnight in Paris", heißt es, dass keine Metropole romantischer ist als die "Stadt der Lichter" ("Ville Lumière"). Ihre magische Stimmung ab Einbruch der Dunkelheit ist einer der großen Trümpfe der meist besuchten Stadt der Welt. Dann spiegeln sich die Lichter des Louvre oder der Kathedrale Notre-Dame in der Seine und der Eiffelturm umgibt sich zur vollen Stunde mit einem Sprüh-Feuerwerk. Doch eine neue Verordnung der französischen Regierung schreckt Romantiker auf: Sie besagt, dass ab 1. Juli Schaufenster, Büros und öffentliche Gebäude zwischen ein und sechs Uhr morgens nicht mehr beleuchtet werden dürfen.Ist es also bald vorbei mit nächtlichen Schaufenster-Bummeln in Paris und anderen französischen Städten? Die Wirtschaftszeitung "Les Echos" gibt Entwarnung: "Die Tristesse wird nicht systematisch die Straßen der Städte erobern." Es gibt zahlreiche Ausnahmen für Paris und 40 weitere Kommunen wie Marseille, Nizza und Lyon. Für "touristische Gebiete mit außergewöhnlichem Menschenzulauf oder permanenter kultureller Animation" können Sondergenehmigungen erlassen werden. In der Hauptstadt wurden sieben solcher Zonen ausgemacht, darunter die Champs-Élysées und der Montmartre-Hügel im Norden, zu dem auch das Amüsier-Viertel um Pigalle zählt. Nicht betroffen sind außerdem Hotels, Straßenlampen und Lichtspiele im Vorfeld von Festen wie Weihnachten.

Nach Berechnung der französischen Agentur für Umwelt- und Energiewirtschaft Ademe kann so der Kohlendioxid-Ausstoß um jährlich 250 000 Tonnen gesenkt und Frankreichs Energieverbrauch um zwei Terawatt-Stunden verringert werden, was ungefähr dem Bedarf von 750 000 Haushalten entspreche. Das Ziel sei auch, die Einstellung der Menschen zu ändern, sagt Umweltministerin Delphine Batho. "Wir müssen aufhören, immer mehr Energie zu konsumieren, um mehr zu erzeugen." Im vergangenen Jahr stieg der Stromverbrauch um 2,1 Prozent an.

Investition in Atomkraftwerke

Zwar liegen die Strompreise in Frankreich im europäischen Vergleich am unteren Ende der Skala, stiegen aber zum Jahresbeginn um 2,5 Prozent an. Gründe sind die Förderung erneuerbarer Energien und Milliardenkosten für Investitionen in mehr Sicherheit von Atomkraftwerken. Die Kommission für Energie-Regulierung sieht einen Preisanstieg um 30 Prozent bis 2020 voraus. Galt Nuklearenergie bis jetzt in Frankreich als alternativlos, finden ihre Gegner seit dem Zwischenfall in Fukushima zunehmend Gehör. "Der Mythos der günstigen Nuklearelektrizität fällt in sich zusammen", erklärt die Umwelt-Vereinigung "France Nature Environnement" ("Frankreich Natur Umwelt"). Präsident François Hollande will den Anteil der Nuklearenergie bis 2025 von derzeit 75 auf 50 Prozent verringern und das Atomkraftwerk in Fessenheim nahe der deutschen Grenze bis 2016 schließen. Derzeit verhandeln Vertreter verschiedener Interessengruppen bei einer Energie-Konferenz "ohne Tabus" über die Zukunft der Stromversorgung. Eine Pariser Nacht ohne den erleuchteten Eiffelturm, das bleibt ein Tabu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort